Im Zeichen des Bösen

 

Warum hörte Jack the Ripper plötzlich auf, in London sein Unwesen zu treiben? Weil er – zwar bedingt durch einen dummen Zufall statt durch einen Plan – nach Amerika übersiedelte.

 

Nachdem der junge Trevor unbeabsichtigt eine Hure vor dem Ripper schützt, kann er eine weitere leider nicht retten und wird unfreiwillig Zeuge bei dem Mord. Geplagt von schlechtem Gewissen beschließt er, den Ripper zu töten. Was leider schief geht, so dass er sich nun auf der Flucht quer durch die Stadt befindet, den Ripper dicht auf den Fersen ... Seine letzte Rettung scheint ein Schiff zu sein, dass im Hafen vor Anker liegt. Doch die Rettung ist trügerisch und nach einem kapitalen Schlag auf den Schädel erwacht Trevor gefesselt in einer Kajüte: In Gesellschaft einer – ebenfalls gefesselten – jungen Frau und des Rippers, alias Roderick Whittle. Dieser beschließt, Trevor, Trudy und deren Mann Michael am Leben zu lassen, damit sie ihn nach Amerika bringen. Nach einer endlos langen Überfahrt metzelt Whittle seine Crew nieder und kann entkommen. Doch Trevor hat überlebt und nimmt die Verfolgung auf mit dem Ziel, den Ripper zur Strecke zu bringen. Auf seiner Tour quer durchs Land trifft er auf so manchen Weggefährten: Angefangen bei seiner ersten Liebe Sarah, die ihn nach dem Tod ihrer Großeltern bei der Suche begleitet, über eine Gruppe Outlaws, einen seltsamen Wunderheiler mitsamt wiederauferstehendem Toten bis zu seiner großen Liebe Jesse. Trevors Reise ist abenteuerlich, gefährlich und (für so manchen) tödlich – und gipfelt im großen Showdown mit Roderick Whittle.

 

„Im Zeichen des Bösen“ ist gegenüber den Büchern, die ich bisher von Richard Laymon gelesen habe, eher ein Ausreißer. Fortlaufende Handlung, weniger abstrus, weniger durcheinander und bei weitem weniger Splatterelemente. Auch die von Laymon bekannte eher einfache Schreibweise ist hier nicht charakteristisch, ganz im Gegenteil.

 

Erzählt wird aus Sicht von Trevor, der ein recht sympathischer „Held“ ist. Die Charaktere sind nicht bis ins letzte Detail beschrieben, trotzdem wirken sie lebendig und greifbar. Einige haben allerdings – wie man es vom Autor schon kennt – eine etwas kürzere Lebensdauer, andere halten länger durch. Gewalt- und Sexszenen fehlen auch in diesem Roman nicht, allerdings werden sie weniger detailliert dargestellt.

 

„Im Zeichen des Bösen“ wurde in Deutschland erstmals 1995 veröffentlicht und kam als Neuauflage unter dem Namen „Der Ripper“ 2009 erneut in den Handel.

 

Juni 2017

 Goldmann, ISBN 3-442-42983-8

 Taschenbuch, 446 Seiten

 VÖ: November 1995

 

Der Killer

 

Seltsame Dinge geschehen in einem kleinen Supermarkt im beschaulichen Ort Oasis. Elsie, die Inhaberin, ist der Meinung, dass es spukt. Einem Kunden wird beinahe mit einer Axt der Schädel gespalten, der über Nacht im Laden gelassene Wachhund wird am nächsten Tag zerstückelt aufgefunden. Als die junge Reporterin Lacey eines abends dort einkaufen möchte, findet sie die Besitzerin enthauptet vor, den Hundebesitzer sterbend. Bevor sie Hilfe holen kann, wird sie niedergeschlagen und vergewaltigt. Wieder zu Hause kann sie sich auch nicht sicher fühlen. Denn obwohl sie ihr Haus durchsucht hat und sich alleine wähnte, wird sie erneut überwältigt und missbraucht. Den Täter kann sie nicht sehen – denn dieser ist unsichtbar. Auf ihrer Flucht trifft sie Scott, der ihr zwar nicht den unsichtbaren Mörder abnimmt, aber ihr zumindest helfen will.

Zur gleichen Zeit ist Dukane beauftragt, eine Jugendliche aus den Händen einer blutrünstigen Sekte zu befreien. Doch das Mädchen will überhaupt nicht gerettet werden und so hat er bald Verfolger auf den Fersen, die eine blutige Spur hinter sich herziehen.

 

Wieder einmal habe ich mein Glück mit einem Buch von Richard Laymon versucht und wieder einmal bin ich nicht sicher, was ich davon halten soll. Seine blutrünstigen und gewalttätigen Ideen, die er in seinen Romanen immer wieder umsetzt, suchen einerseits schon ihresgleichen. Trotzdem stolpere ich immer wieder über Verhaltensweisen der Protagonisten, denen ich so gar nicht folgen kann:

 

Lacey wird mehrmals von einem Unsichtbaren vergewaltigt und misshandelt. Trotzdem lässt sie sich nach kürzester Zeit auf Scott ein. Klar, dieser will ihr helfen und sie fühlt sich nicht mehr alleine – doch dass sie direkt schon wieder daran denken kann, wie es mit ihm im Bett wohl sein kann, kommt mir ein wenig überzogen vor.

 

Auch die unterschiedlichen Erzählstränge passen zuerst nicht wirklich zusammen, doch verknüpfen sich diese nach einer Weile. Dies ist soweit noch stimmig, wirkt aber stellenweise ein wenig zu konstruiert. Auch der ein oder andere Logikfehler hat sich meines Erachtens eingeschlichen.

 

Die Auflösung, warum der Täter unsichtbar ist, wurde sehr gut erläutert. Trotzdem war mir dieser Part – der immer wieder die eigentliche Handlung unterbrochen hat – zu ausschweifend. Das Ende dagegen wurde recht schnell „abgehandelt“.

 

Von der Idee her wirklich etwas anderes, die Umsetzung hat mich dagegen nicht wirklich umgehauen. Trotzdem hat sich das Buch schnell und flüssig lesen lassen.

 

Juli 2015

Heyne Hardcore, ISBN: 978-3-453-67645-9

Taschenbuch, 272 Seiten

VÖ: März 2015

Die Familie

 

Ethan Mordock und sein Sohn Kyle führen ein Hotel, dessen Hauptattraktion für Touristen ein unterirdisches Höhlenlabyrinth inklusive eines künstlichen Unterwassersees ist. Dadurch ist das Hotel immer gut besucht; für attraktive weibliche Gäste wird sogar ein besonderes Zimmer zur Verfügung gestellt. Um die Höhle rankt sich eine Legende: Vor vielen Jahren soll Elizabeth, die Frau des Hotelgründers Ely Mordock, in eine Felsspalte gestürzt und ums Leben gekommen sein. Um weitere Unfälle zu verhindern, mauerte Ely einen Teil der Höhle zu.

 

Eines Tages bricht im Hotel ein verheerendes Feuer aus, in dessen Folge eine Touristengruppe in den Höhlen gefangen ist. Darcy, eine der Führerinnen, bricht mit fünf unerschrockenen Teilnehmern auf, um sich einen Weg durch den zugemauerten Zugang zu bahnen. Doch hinter der Mauer wartet nicht etwa die Freiheit, sondern Wahnsinn und Tod.

 

Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt:

 

  • Darcy: Ist mit einer Gruppe Touristen in der Höhle eingeschlossen und kämpft um ihr Überleben und das ihrer Begleiter.
  • Chris: Darcys Mutter, die gemeinsam mit Hank, einem Freund, einen Weg in die Höhle finden will, um die Eingeschlossenen zu retten.
  • Kyle: Sohn des Hotelbesitzers, 15 Jahre alt und scharf auf Darcy. Er ist ebenfalls in der Höhle gefangen und weiß um das schreckliche Geheimnis – und versucht, dies zu seinem Vorteil und Vergnügen zu nutzen

Richard Laymon hat in bekannter Weise Wahnsinn und Perversion in einem Buch zusammengefasst. Der Hotelbesitzer lebt seine perversen Phantasien heimlich aus. Er gibt nach außen den netten alleinerziehenden Vater, doch seine eigentümliche Aura kann er nicht verstecken. Nachdem er seinen Sohn in das Geheimnis um Zimmer 115 eingeweiht hat, hat dieser – im wahrsten Sinne des Wortes – Blut geleckt und will mehr.

 

„Die Familie“ liest sich stilistisch etwas anders als andere Laymon-Schocker. Die Gewalt wird diesmal nicht so markant in den Vordergrund gestellt, hier legte der Autor sein Augenmerk eher auf die düstere und beängstigende Atmosphäre in den Höhlen. Es gibt Ekelszenen, wenn auch diese hier ebenfalls eher „harmlos“ zu lesen sind. Auch diverse sexuelle Phasen fehlen nicht, wenn diese teilweise auch überhaupt nicht zur Handlung passen. Leider waren dieses Mal auch seine Protagonisten eher unscheinbar, so dass ich beim Lesen keine Beziehung zu ihnen aufbauen konnte. Auch ein bisschen mehr Hintergrundgeschichte zur Familie hätte dem Buch gut getan, um das Ganze noch gruseliger werden zu lassen.

 

Spannend, eklig, pervers – definitiv ein Buch für Laymon-Fans. Mir persönlich hat es nicht 100 %ig zugesagt, trotzdem konnte ich es nicht aus der Hand legen und musste weiterlesen.

 

Juni 2013

Heyne Hardcore, ISBN 978-3-453-67625-1

Taschenbuch, 352 Seiten

VÖ: März 2013