Neben Stephen King und John Saul gehört auch Dean Koontz mit zu den Autoren, die ich seit meiner Jugend mag. Seine Bücher habe ich - glaube ich - komplett im Regal stehen; bis auf die Frankenstein-Reihe, die hat mir so gar nicht gefallen, dass ich nach Band 3 nicht mehr weitergelesen (und gekauft) habe.
Das Nachthaus
Im Jahr 1897 verschwindet die Familie Pendleton aus ihrem Herrenhaus, der Familienvater taucht wenige Tage später wieder auf, von seiner Frau und den Kindern fehlt jede Spur. Im Jahr 1935 geschieht dort den neuen Bewohnern ebenfalls ein grausiges Unglück: Die komplette Familie und ihre Hausangestellten werden ermordet aufgefunden, angeblich erschossen vom Butler. 1973 wird das Haus umgebaut in einen Wohnkomplex und wieder verschwindet ein Mensch spurlos: Dieses Mal einer der Handwerker.
38 Jahre später, im Jahr 2011: Das „Pendleton“, ein exklusives Wohnhaus, wird von seltsamen Erdbeben erschüttert. Die Bewohner haben seltsame Erscheinungen, längst totgeglaubte Menschen wandeln durch das Haus, Schatten geistern umher und immer wieder ändert sich das Erscheinungsbild des Hauses. Einige der Mieter haben sich zu einer Gruppe zusammengeschlossen, um das Grauen nicht alleine erleben zu müssen und dessen Hintergrund zu erforschen. In einem Zeitsprung gefangen müssen sie um ihr Überleben kämpfen. Und es ist nicht sicher, ob es Überlebende geben wird, die in ihre eigene Zeit zurückkehren können.
Die Vorkommnisse im Pendleton werden abwechselnd aus der Sicht der einzelnen Bewohner geschildert: Das Erleben der ersten leichten Beben, blaue Lichtblitze, grausige Erscheinungen – bis hin zu dem Wissen, dass etwas Gefährliches nach ihren Leben trachtet. Diese Schilderungen werden nur unterbrochen von Erzählungen des „Zeugen“, eines stillen Beobachters und von einer Wesenheit, die sich „Das Eine“ nennt. Die Erlebnisse der einzelnen Personen ähneln sich und wiederholen sich zu sehr, um eine Spannung aufzubauen.
Leider plätschert die komplette Story ohne besondere Höhen und Tiefen, zumindest keine unvorhersehbaren, vor sich hin – auch einen wirklichen Showdown gibt es nicht. Die Auflösung des Ganzen war zwar unerwartet, aber meines Erachtens völlig an den Haaren herbei gezogen. Zumal das Ende eher an einen Science Fiction- als an einen Horrorroman erinnerte. Zumal man durch Hinweise auf alte Sagen anderes erwartete. Auch die Charaktere waren flach und haben während der 592 Seiten keinerlei Tiefe erhalten. Ich konnte weder Sympathien noch Antipathien aufbauen, noch mit ihnen mitfiebern. Wieder einer umgekommen? So what – da rennen noch genug Bewohner rum.
Das Buch war leider vertane Zeit. Der Klappentext klang sehr vielversprechend – aber namenloses Grauen konnte ich in dem kompletten Buch nicht entdecken. Auch die Aneinanderreihung von Geschehnissen mit kruder Auflösung konnte mich nicht überzeugen. Daher kann ich Herrn Koontz, obwohl er zu meinen Lieblingsautoren zählt, für dieses Werk keine Bestnote vergeben.
Februar 2013
Heyne, ISBN 978-3-453-43697-8
Taschenbuch, 592 Seiten
VÖ: November 2012
Urangst
Amy Redwing hat es sich zur Aufgabe gemacht, misshandelte Hunde zu retten. Dies ist nicht nur ein Beruf, sondern eher ihre Berufung. Dabei wird sie nicht nur von einigen Freunden, sondern auch von ihrem Partner Brian, eigentlich Architekt, unterstützt. An einem Abend wird sie wieder um Hilfe gebeten: Eine junge Frau ruft sie an und bittet sie, zu ihr zu kommen; ihr Mann sei betrunken und würde den Hund halb totschlagen. Amy und Brian retten in dieser Nacht nicht nur den Hund Nickie, sondern auch die Frau und die beiden kleinen Kinder. Und nicht nur Nickie ist besonders, auch die kleine Teresa scheint Dinge zu wissen, die sie gar nicht wissen kann. Auch Amys Geheimnis, über dass sie noch mit niemandem gesprochen hat, scheint der Kleinen bekannt zu sein. Aber nicht nur Amy hat eine bewegte Vergangenheit: Brian bekommt immer wieder Nachrichten seiner Exfreundin, die ihm von der gemeinsamen Tochter berichtet. Lange hat er dafür gekämpft, das Mädchen – Hope – zu sich nehmen zu können und jetzt plötzlich will Vanessa einlenken. Brian „beichtet“ Amy die ganze Geschichte und gemeinsam fahren sie zu dem vorgeschlagenen Treffpunkt. Doch dies stellt sich als Falle heraus, in die Amy und Brian nichtsahnend tappen. Und dann beginnt ein Kampf um Leben und Tod.
„Immer hat sich Amy für Schwache eingesetzt. Doch nun gerät sie selbst in größte Gefahr. Jemand verfolgt sie auf Schritt und Tritt. Dringt heimlich in ihr Haus ein. Und er ist nicht allein. Da gesteht Amys Freund Brian ihr ein fürchterliches Geheimnis aus seiner Vergangenheit. Beide sind zur Zielscheibe des Bösen geworden. Es gibt kein Entrinnen.“ Der Klappentext des Buches versprach einiges an Spannung und Horror … leider hat die Geschichte dieses Versprechen aber nicht halten können. Zwar gab es unterschiedliche Erzählstränge und –perspektiven, die eigentlich die Spannung hätten erhöhen können, zumal man die Verbindungen zwischen allen Charakteren nicht gleich zuordnen konnte. Doch die Geschichte um Amy und Brian zog sich alles in allem sehr in die Länge. Dazu lernte man immer weitere „Mitspieler“ kennen, die entweder nebensächlich waren oder nach kürzester Zeit getötet wurden. Hier konnte man fast denken, dass sie nur als Lückenfüller fungierten.
Nachdem sich die Story über die Hälfte des Buches dahingezogen hat, kam der Leser zu den gegenseitigen Lebensbeichten von Amy und Brian und erfuhr von deren Vergangenheit. Ein Abschnitt hat mich ziemlich berührt – als Amy von ihrer Kindheit und Jugend im Waisenhaus und ihrem ersten Hund berichtete. Dies war aber auch der einzige Teil des Buches, der berührend geschrieben war. Auf den letzten knapp 100 Seiten überschlugen sich dann die Ereignisse: Amy telefoniert mit einer Toten, kann skrupellos einen Angreifer erschießen und Nickie, der Hund, hat übersinnliche Fähigkeiten. Das Böse, dass es auf die beiden abgesehen hatte, hatte keine weitere Chance auf Boshaftigkeit und nach einem kurzen Epilog war das Buch zu Ende. Ich hatte fast schon das Gefühl, dass Dean Koontz den Roman beenden wollte und sich gerade auf den letzten Seiten keine Mühe mehr gegeben hat. Obwohl ich ansonsten ein großer Fan des Autors bin, kann ich diesem Buch keine gute Bewertung geben. Hier war er bei Nebensächlichkeiten viel zu detailreich und auf die Stellen, die etwas mehr Ausführlichkeit vertragen hätten, ist er beim Schreiben so gut wie gar nicht eingegangen.
Leider kein Meisterwerk von Dean Koontz, der als einer der erfolgreichsten amerikanischen Schriftsteller gehandelt wird.
September 2012
Heyne, ISBN 978-3453405943
Taschenbuch, 448 Seiten
VÖ: November 2009
Blindwütig
Cullen „Cubby“ Greenwich ist Autor und führt mit seiner Frau Penny, ihrem Sohn Milo und dem Hund Lassie ein glückliches und zufriedenes Leben. Gerade ist sein neuester Roman veröffentlicht worden, der von den Lesern begeistert aufgenommen wurde. Nur der Literaturkritiker Shearman Waxx hat das Buch verrissen. Penny rät ihm, diese Kritik zu ignorieren. Doch Cullen ist neugierig auf den Kritiker und trifft diesen kurz darauf „zufällig“ in seinem Stammlokal. Diese Begegnung bleibt nicht ohne Folgen. Denn Cullen weiß nicht, dass Waxx ein Psychopath ist, der es nun auf ihn und seine Familie abgesehen hat. Waxx dringt mehrmals ins Haus der Cullens ein, überfällt die beiden eines Nachts und setzt sie mit Elektroschockern außer Gefecht. Als Cullen dann einen Anruf eines anderen Autoren erhält, der ihn vor Waxx warnt und kurz darauf sein Haus in die Luft gesprengt wird, ist ihm klar, dass er und seine Familie in großer Gefahr schweben. Auf der Flucht ist Shearman Waxx ihnen immer wieder einen Schritt voraus, es scheint, als ob sie ihm nicht entkommen können.
Dean Koontz hat es geschafft, diesen Roman von der ersten Seite an fesselnd zu schreiben. Zuerst lernt man die Familie Greenwich kennen. Cullen ist ein eher tollpatschiger, aber liebenswerter Chaot, der ein Geheimnis hütet. Penny ist ebenfalls Autorin, bei eher exzentrischen Eltern aufgewachsen (wer nennt sich selbst schon freiwillig Clotila oder Grimbald oder seine Tochter Brunhild), aber dabei völlig normal geblieben. Milo dagegen ist eine Art Wunderkind. Schon mit seinen sechs Jahren hat er ein Highschool-Diplom und ist ein reines Mathematik- und Physik-Ass. Und Lassie, die Hündin, scheint kein normaler Hund zu sein. Shearman Waxx ist auf den ersten Blick ein zurückgezogen lebender Außenseiter, der schon des Öfteren Autoren auf’s Übelste kritisiert hat. Erst im Laufe des Buches erfährt man, dass all diese Autoren inzwischen nicht mehr leben oder ihnen Schlimmes zugestoßen ist.
Fängt „Blindwütig“ erst mal mit leiseren Tönen an, geht es recht schnell ziemlich rasant weiter. Die Anschläge auf die Greenwichs passieren recht schnell, so dass man immer wieder mit ihnen mitfiebert und überlegt, wie sie sich retten können. Ansonsten ist es auch hier mal wieder schwer, ein Genre zuzuordnen. Psychopathen kennt man eher aus Thrillern, für einen Horrorroman sind die Geschehnisse zu unblutig und nicht eingehend genug beschrieben. Man überlegt zwar, ob Shearmann Waxx mit übernatürlichen Kräften in Kontakt steht, aber dem ist nicht so. Das einzig etwas Übernatürliche verbirgt sich in dem kleinen Sohn der Greenwichs. Er bastelt ständig irgendwelche Apparate und Geräte und schafft es, seinen Hund zu teleportieren – was Lassie dann plötzlich ganz von alleine kann. Und auch der Zeitumkehrer, der zum Lebensretter wird, gehört eher in den Bereich des Phantastischen.
Ein tolles, spannendes und fesselndes Buch, das aber doch eher etwas für Thrillerfans und weniger fantasy- bzw. horrorlastig ist.
September 2012
Heyne, ISBN 978-3-453-43646-6
Taschenbuch, 432 Seiten
VÖ: Juli 2012
Der Rabenmann
John Calvino ist 14, als ein traumatisches Erlebnis ihm seine Kindheit raubt: Ein irrer Serienmörder, der Rabenmann, tötet seine Familie auf grausamste Art und Weise. Doch er kann gestoppt werden; durch John, der ihn erschießt.
2 Jahrzehnte später – John hat inzwischen selbst eine Familie und ist Polizist geworden - erschüttert eine erneute Mordserie die Stadt: Die Morde geschehen nach dem gleichen Muster wie der Rabenmann und es trifft immer Familien. Doch der Rabenmann ist tot – hat er einen Nachahmer? John stürzt sich heimlich in die Ermittlungen, obwohl nicht er mit dem Fall betraut ist.
Plötzlich geschehen merkwürdige Dinge: Seine Frau Nicky sieht eine Gestalt im Spiegel, die Kinder haben Alpträume und seltsame Erlebnisse, die Atmosphäre in ihrem Haus wird immer bedrohlicher. Ist der Rabenmann als Geist zurückgekehrt? Und sind John und seine Familie noch immer sicher?
Das Buch ist eigentlich ein Thriller – spannend vom ersten Moment an und der Spannungsbogen wird kontinuierlich weiter aufgebaut, bis zum dramatischen Finale. Wären da nicht die unheimlichen und mysteriösen Elemente, die Dean Koontz‘ Romane auszeichnen.
Anschaulich beschrieben, so dass man bei jedem Geräusch in der Wohnung, das man nicht zuordnen kann, zusammen zuckt. Man fiebert mit den Charakteren mit und möchte sie warnen. Noch dazu gibt es Auszüge aus dem Tagebuch des Rabenmanns, bei deren Lektüre man ihn kennen lernt und erkennt, was ihn zu dem gemacht hat, was er ist.
Ich wollte das Buch kaum aus der Hand legen, weil ich unbedingt wissen wollte, wie es weiter geht. Für Fans des „echten“ Horrors wird es wahrscheinlich zu langweilig sein, ich fand es genau richtig. Wäre es ein Film, ich würde ihn nicht schauen können, ohne immer nur durch die Finger zu linsen.
Februar 2012
Heyne, ISBN 978-3-453-43665-7
Taschenbuch, 480 Seiten
VÖ: August 2013
Die Odd Thomas-Reihe
Die Anbetung (Band 1)
Pico Mundo ist ein kleines, fast verschlafenes Städtchen am Rande der Mojave-Wüste. Das Leben ist beschaulich und ruhig. Hier lebt Odd Thomas, 26 Jahre alt, Grillkoch im örtlichen Diner und schwer verliebt in Bronwen „Stormy“ Llewellyn – seine Seelengefährtin. Doch was sich so normal anhört, ist es nicht. Denn Odd hat eine besondere Fähigkeit: Er kann Tote sehen und mit ihnen kommunizieren. Dies hat dem Sheriff von Pico Mundo schon einige Male geholfen, Todesfälle aufzuklären. Aber auch andere Wesen sind für Odd sichtbar – seltsame hyänenartige Schattenwesen, die er Bodachs nennt. Diese ernähren sich vom Leid der Menschen. An dem Tag, an dem ein seltsamer Gast das Diner betritt, ahnt er schon, dass Schlimmes auf die Stadt zukommen wird. Denn im Gefolge des Fremden befinden sich unnatürlich viele Bodachs und es werden immer mehr. Obwohl Stormy ihn warnt, will er herausfinden, was es mit dem Mann auf sich hat. Und dies lenkt ihn fast von dem wahren Bösen ab, so dass eine Katastrophe unausweichlich scheint.
„Die Anbetung“ ist der Auftakt einer bisher 5 Teile umfassenden Reihe um Odd Thomas. Und wie ein Auftakt liest es sich auch. Kern der Geschichte ist eigentlich die sich anbahnende Katastrophe, aber eigentlich findet sie trotzdem mehr am Rande des Ganzen statt. Dagegen lernt man Odd und die Menschen seiner Umgebung gut kennen, erfährt von seiner Vergangenheit, lernt etwas über die Bindung zu Stormy und seine Bezugspersonen. Und „seine“ Geister, mit denen er noch immer Kontakt pflegt, wie beispielsweise Elvis.
Erzählt wird die Geschichte in Ich-Form von Odd selbst. Und diese Erzählung ist stellenweise mit einem untergründigen Humor und einer Prise Sarkasmus geschrieben. Dean Koontz hat diese Schreibweise auch in seiner Frankenstein-Reihe verwendet, dort hat mich das und das Geplänkel zwischen den Protagonisten aber eher genervt. Hier – zumindest in diesem ersten Band – ist das nicht der Fall, er schafft es, den Grad zwischen Ernsthaftigkeit und Witz zu treffen.
Was mir persönlich gar nicht gefällt ist der deutsche Titel. Zwar kommen ein paar wenige Satanisten im Buch vor, aber da reicht meiner Meinung nach nicht zu einer „Anbetung“ und führt ein wenig in die Irre. Aber darüber kann man hinweg sehen.
Das Buch wurde 2013 mit dem Titel „Odd Thomas“ von Stephen Sommers verfilmt. Das Drehbuch hält sich nah an der Vorlage, manche Szenen wurden mehr ausgeschmückt, manche weggelassen. Doch die Verfilmung ist zu empfehlen und als Fan sollte man sie sich anschauen.
Solider Einstieg in eine Reihe, deren Protagonist sehr sympathisch wirkt und mit dem man mitfiebern kann. Horror würde ich es nicht nennen, dafür gibt es ein wenig Witz, ein wenig Romantik und ein wenig Tragik. Ich freue mich schon auf die anderen Bände!
Februar 2014
Heyne, ISBN 978-3-453-43244-4
Taschenbuch, 496 Seiten
VÖ: Juli 2007
Seelenlos (Band 2)
Einige Monate sind seit der Katastrophe in Pico Mundo vergangen. In dieser Zeit war es eher ruhig in der kleinen Stadt, so dass Odd über seinen Verlust hinweg kommen konnte. Als ihm eines Nachts der Geist des Vaters seines Freundes Danny erscheint, weiß er, dass wieder etwas Schreckliches geschehen ist. Dr. Jessup wurde brutal ermordet, Danny scheinbar entführt. Anonyme Anrufe einer Unbekannten und sein „paranormaler Magnetismus“ führen Odd zu einem ehemaligen Casino. Danny lebt, aber in den Händen von Datura und ihren Handlangern scheint dies nur eine Frage der Zeit zu sein. Doch eigentlich hat Datura es auf Odd selbst abgesehen – und seine Fähigkeiten. Ihm steht ein Kampf bevor, der fast ausweglos erscheint.
Teil 2 der Reihe reiht sich ziemlich nahtlos ein; es ist Zeit vergangen seit den Geschehnissen aus Band 1, aber nichts wirklich „Wichtiges“ ist passiert, dass der Leser wissen müsste. Dieses Mal hingegen stehen die Entführung und die unheimliche Datura im Zentrum der Geschichte (im ersten Band hingegen war der Anschlag nur ein Nebenschauplatz), allerdings fand ich sie stellenweise undurchsichtig:
Datura kam zufällig durch Danny auf Odds Spur. Warum sie aber dann so besessen auf ihn reagierte, Dr. Jessup ermorden ließ und Danny entführte, war überhaupt nicht schlüssig. Auch ihre Vorgeschichte und ihr riesiges Interesse an jeglicher Art von Voodoo schwarzer Magie kamen nicht zur Sprache. Dies hat mir persönlich gefehlt, um diesen Charakter besser zu verstehen. Die Entführung und Odds Versuch, Danny zu retten, wurde sehr ausführlich erzählt. Das Ende kam relativ plötzlich, ohne weitere Erklärungen. Odd selbst als Charakter hat sich nicht wirklich weiter entwickelt, aber ich persönlich finde, dass genau das zu ihm passt. Er sagt von sich selbst, dass er ein einfacher Grillkoch ist und keine Ambitionen hat, viel zu erreichen – und so verhält er sich.
Was mir gut gefallen hat, waren die nur andeutungsweise gestreuten Hinweise auf das Vorgängerbuch. Oftmals werden solche zu ausführlich erklärt, so dass man eine bekannte Handlung beinahe nochmal liest. Hier hielten sie sich im Rahmen und man konnte trotzdem die Zusammenhänge verstehen.
Auch in diesem Band wurde wieder aus Odds Sicht (in Ich-Form) berichtet, auch hier wieder mit einer Prise Galgenhumor. Und auch hier hat Dean Koontz es glücklicherweise wieder geschafft, die ernsteren Passagen nicht ins Lächerliche abdriften zu lassen.
Ein gelungener zweiter Teil, den man locker nebenbei lesen kann. Stellenweise etwas langatmig, aber der sympathische Protagonist lässt den Leser darüber hinweg sehen. Die Geschichte hätte ein wenig ausgefeilter sein können, dann wäre das Buch wirklich toll gewesen.
Februar 2014
Heyne, ISBN 978-3-453-43413-4
Taschenbuch, 384 Seiten
VÖ: Juni 2009
Schattennacht (Band 3)
Nach dem Tod von Stormy und der Entführung seines Freundes Danny braucht Odd dringend eine Auszeit und Abstand seiner Heimatstadt. Ruhe und Abgeschiedenheit findet er im Kloster St. Bartholomew in der Sierra Nevada. Hier kann er endlich zu sich selbst finden und überlegen, wie es mit seinem Leben weitergehen soll. Doch mit der Geruhsamkeit ist es bald vorbei, als Odd Bodachs entdeckt, die sich im dem Kloster angeschlossenen Internat für behinderte Kinder ausbreiten. Als dann ein Mönch spurlos verschwindet, ein mysteriöser Kuttenträger und seltsame Knochenwesen auftauchen, weiß er, dass eine Tragödie bevorsteht, die er unbedingt verhindern muss. Hat der mysteriöse Rodion Romanovich, Bibliothekar aus Indianapolis und Langzeitgast im Kloster, etwas damit zu tun?
Auch der dritte Teil der Serie um Odd Thomas knüpft ziemlich nahtlos an die Vorgängerbände an. Und auch in diesem Band werden die Geschehnisse aus den vorherigen Büchern nur am Rande erwähnt, so dass man auch nach einer Lesepause wieder „in der Handlung ist“, ohne Bekanntes nochmals lesen zu müssen.
Bei „Schattennacht“ ist die zu erwartende Tragödie eher eine Nebensache, die erst im letzten Teil des Buches richtig zur Sprache kommt. Der Hauptteil bringt dem Leser die Charaktere näher, erzählt von den Mönchen im Kloster und den Nonnen, die das Internat leiten und von einigen der Kinder, die dort leben. So baut sich beim Leser langsam Spannung auf und man fühlt sich ähnlich wie Odd, der auch erst nach und nach dem Geheimnis auf die Spur kommt. Wie üblich aus Odds Sicht geschrieben weiß der Leser nie mehr als Odd selbst.
Die Charaktere waren auch sehr gut ausgearbeitet. Die meisten der Mönche hatten eine Vorgeschichte und einen Grund, warum sie ins Kloster eintraten. So war beispielsweise Bruder Maxwell Polizeireporter, Bruder „Knoche“ Salvatore ein berüchtigter Mafiosi war und Bruder John ein berühmter Physiker. So hatte Odd im Kampf gegen das Böse ein paar wirklich schlagkräftige Verbündete. Auch einige der Kinder wurden näher beleuchtet, da sie im Geschehen eine zentrale Rolle spielten und auch die Nonnen konnte man mit ihrer teilweise schrulligen Art schnell ins Herz schließen. Alte Bekannte waren auch wieder dabei: Ozzie Boone, Odds Freund und Mentor und natürlich Elvis.
Sprachlich ist Dean Koontz dem lockeren Ton der Reihe treu geblieben. Die Dialoge sind witzig und schlagfertig – was mir eigentlich gut gefällt. Doch stellenweise wird das zu viel; ich denke nicht, dass jeder immer solche Dialoge führt. Zum Glück ist dieser Stil bisher noch nicht ins Lächerliche abgedriftet, denn bei ernsteren Szenen hat der Autor darauf verzichtet.
Ein weiterer gut gelungener Band der Reihe, die durch den Protagonisten sehr viel gewinnt. Die Mischung aus Witz und Spannung war gut aufeinander abgestimmt, so dass das Buch schnell gelesen war.
April 2014
Heyne, ISBN 978-3-453-43309-0
Taschenbuch, 416 Seiten
VÖ: März 2010
Meer der Finsternis (Band 4)
Nach seinen Erlebnissen im Kloster kehrt Odd nicht zurück nach Pico Mundo. Sein „übernatürlicher Magnetismus“ führt ihn nach Magic Beach, wo er auf die junge Annamaria trifft, die er in einer immer wiederkehrenden Vision sieht. Schnell ist er einer Bedrohung durch drei Männer ausgesetzt, sie sowohl hinter Annamaria als auch hinter Odd her sind. Hilfe von der örtlichen Polizei kann er nicht erwarten, denn der Sheriff ist in Machenschaften verstrickt, die mit Odds Vision zusammenhängen. Nun muss Odd schnell und einfallsreich sein, um eine Gefahr von apokalyptischem Ausmaß zu verhindern.
Der vierte Teil der Reihe spielt einige Zeit nach den Geschehnissen im Kloster. Zunächst verlebt Odd ein paar ruhige Tage in Magic Beach, arbeitet bei einem ehemaligen Schauspieler als Koch und kommt fast zur Ruhe. Bis auf seine Visionen – die er überhaupt nicht zuordnen kann. Als ihm nach einem Zusammentreffen mit Annamaria am Strand von Magic Beach drei finstere Männer auffallen, will er die junge Frau retten und lenkt die Männer von ihr ab. Und dann passiert etwas Seltsames: Als er einen der Männer berührt, wird er direkt in seine Vision katapultiert und gibt diese durch den Körperkontakt weiter. Klar, dass die Fremden so erst recht auf Odd aufmerksam werden und ihn verfolgen. Und dieses „Weitergeben“ bleibt nicht bei dem einen Mal.
Langsam baut sich bei diesem Buch die Spannung auf. Da seine Vision dieses Mal sehr kryptisch ist, weiß Odd nicht, wer Freund und wer Feind ist und was auf ihn zukommt. So löst sich das Geheimnis erst nach und nach auf und der Leser weiß zu keiner Zeit mehr als Odd selbst. Annamaria ist ihm hier keine wirkliche Hilfe. Zum einen scheint sie ihn zu kennen, ist selbst übersinnlich begabt und weiß, dass sie in Gefahr ist – aber sie kann oder will Odd keine genauen Informationen geben. Trotzdem gibt er ihr das Versprechen, sie zu schützen, wenn es sein muss, auch mit seinem Leben. Hilfe erhält er dafür von seinem Chef Hutch, Blossom Rosedale und Birdie Hopkins, zwei Anwohnerinnen von Magic Beach, dem Geisterhund Boo, den er aus dem Kloster „mitgenommen“ hat sowie von Frank Sinatra, seinem anderen neuen Wegbegleiter (der übrigens ein beträchtliches Maß an Poltergeistpotential aufweist).
Auch dieses Mal waren die Charaktere sehr gut ausgearbeitet. Trotz der „kleinen Rollen“ von Birdie und Blossom waren beide sehr lebendig. Odd wirkt, im Gegensatz zu den vergangenen Büchern, erwachsener und stellenweise fast schon kaltblütig – relativiert dies aber durch ein schlechtes Gewissen immer wieder. Schön ist auch, dass er neue Weggefährten bekommen hat. Neu war auch, dass die Bodachs dieses Mal gar nicht zum Vorschein kamen. Dies fand ich persönlich von Vorteil, denn dies machte den Fall für Odd wesentlich kniffliger.
Im Gegensatz zu vielen Reihen, die schwächer werden, je mehr Teile es gibt, gefällt mir diese Serie von Band zu Band besser. Teil 5 liegt schon bereit und ich freue mich schon darauf zu sehen, wie es mit Odd weiter geht.
April 2014
Heyne, ISBN 978-3-453-43538-4
Taschenbuch, 400 Seiten
VÖ: März 2011
Schwarze Fluten (Band 5)
Odd und seine Begleiterin Annamaria ist die Flucht aus Magic Beach geglückt. Durch Zufall lernten sie den steinreichen Filmproduzenten Noah Wolflaw kennen, der die beiden auf sein Anwesen „Roseland“ einlud. Wolflaw, ein charismatischer, aber undurchsichtiger Mensch, bittet die beiden, sich wie zu Hause zu fühlen, nur am Abend sollten sie besser ihr Gästehaus nicht verlassen, da angeblich dann Kojoten auf dem Gelände umherstreifen. Odd wäre nicht Odd, wenn er hier nicht etwas Seltsames vermuten würde. Unterstützt wird diese Vermutung von der Geistererscheinung einer jungen Frau, die ihn bittet, ihren Sohn zu retten. Natürlich kann Odd diese Bitte nicht abschlagen und setzt alles daran, den Jungen zu finden. Und er findet nicht nur das Kind, sondern auch ein Mausoleum voller Leichen und affenartige Kreaturen, die Jagd auf alle Menschen in Roseland machen. Für Odd wird es gefährlich und er hat nicht mehr viel Zeit, mit Annamaria und dem Jungen zu fliehen.
Schnell ist man mitten im Geschehen, eine lange Vorgeschichte gibt es nicht. Das Kennenlernen von Wolflaw und Odd wird nur am Rande erwähnt, die Story beginnt direkt mit den Vorgängen auf Roseland. Annamaria ist dieses Mal nur eine Randfigur. Odd spricht viel von ihr, aber sie selbst kommt nur in sehr wenigen Szenen wirklich vor. Seine Aufgabe, den Jungen zu retten, erhält er gleich zu Beginn und um diese baut sich die Geschichte auf. Alle anderen Geschehnisse sind hier nur Beigaben, die das Ganze mehr oder weniger spannend machen.
Trotz des Mixes aus verschiedenen Gefahren – mörderische Anwohner, blutrünstige Affenwesen, Zeitverschiebungen – konnte mich dieser Teil der Reihe nicht wirklich überzeugen. Anders als bei den Vorgängern fühlte ich mich beim Lesen mehr als Zuschauer und fand die ganzen Begebenheiten zu überladen. Hier wären weniger Merkwürdigkeiten definitiv mehr gewesen.
Dafür waren die „mitspielenden“ Personen durchgängig eher blass und flach. Sie tauchten immer mal wieder auf, führten meistens nichts wirklich Gutes im Schilde, aber dabei blieb es dann auch. Hintergründe zu ihnen gab es so gut wie nicht und auch die Erklärung, wie sie alle mit Noah Wolflaw in Verbindung standen, wurde nur nebenbei gegeben. Odd dafür, der Waffen hasst und eigentlich auch alles andere als gewalttätig ist, musste in diesem Band über seine Grenzen gehen. Das Töten seiner Widersache fiel im wesentlich leichter als in den vergangenen Büchern – ob das allerdings eine positive Entwicklung ist, ist Ansichtssache. Mir gefiel er vorher besser.
Von diesem Teil der Reihe hatte ich mir anhand des Klappentexts und des sehr guten Vorgängers mehr erwartet. Leider konnte mich „Schwarze Fluten“ nicht völlig überzeugen – aber das kann bei einer Serie durchaus vorkommen. Ein sechster Teil ist übrigens inzwischen fertig gestellt und wird ab Juni 2014 auch auf deutsch erhältlich sein.
Mai 2014
Heyne, ISBN 978-3-453-26795-4
Hardcover, 400 Seiten
VÖ: Januar 2013
Abgrundtief (Band 6)
Eigentlich wollte Odd nur eben in die nahegelegene Stadt gehen, um Jeans und Socken zu kaufen. Auf dem Parkplatz des Einkaufszentrums fällt ihm ein Truck auf – und der zugehörige Fahrer. Gekleidet wie ein Cowboy strahlt dieser alles andere als positive Schwingungen aus. Und als er Odd am Truck „erwischt“ bedroht er diesen sogleich. Und Odd erhält eine Vision: Drei Kinder auf einer grossen Bühne, die live und lebendig verbrannt werden sollen. Nur knapp entkommt Odd einem Mordversuch und heftet sich dem Trucker an die Fersen, um eine Untat zu verhindern. Doch er hat keine Ahnung, gegen wen oder was er zu kämpfen hat.
Fast hat macht es den Anschein, als ob seit den Geschehnissen Ruhe ins Leben von Odd und Annamaria eingekehrt sei. Zusammen mit dem kleinen Tim, den sie aus Noah Wolflaws Fängen befreit hatten und ihren Hunden – lebenden wie Geistern – haben sie sich in einem kleinen Ort niedergelassen. Doch es wäre nicht Odds Leben, wenn nicht schnell wieder etwas Mysteriöses passieren würde.
Obwohl vom Cowboy-Trucker vom ersten Moment an etwas Böses auszugehen scheint, fängt die Geschichte sehr langsam an. Odd philosophiert vor sich hin, denkt seine üblichen verworrenen Gedankengänge und bringt sich schnell in Gefahr. Aus dieser entkommt er knapp mit Hilfe frischer Äpfel aus der Obstabteilung des Kaufhauses. Erinnert ein wenig an Slapstick, aber gut. Nachdem er dem Tod entronnen ist, macht er sich an die Verfolgung des Cowboys. Zuerst mit Hilfe eines gestohlenen Wagens, den Bankräuber zufällig gerade am Strassenrand stehen gelassen haben, danach dank der Unterstützung von Edie Fischer, die ihn am Wegesrand aufliest. Und mit ihr hat er a) eine neue Gefährtin und b) eine wertvolle Hilfe bei seiner neuesten Mission.
Überhaupt ist Edie eine Bereicherung für das Buch. Zwar auch eher zurückhaltend mit Informationen über sich selbst und voller kryptischer Bemerkungen (Annamaria lässt grüssen), aber trotzdem irgendwie niedlich. Sie bringt Odd mit einer Reihe von Menschen zusammen, die sich alle irgendwie zu kennen scheinen und ihm mit genau der richtigen Hilfe zur Seite stehen.
Wie schon geschrieben, fängt das Buch relativ langsam an. Und diese Trägheit zieht sich leider quer durch die Geschichte. Ab Kapitel 17 nimmt die Spannung ein wenig zu, flacht aber schnell wieder ab. Richtig rasant und spannend wird es erst im letzten Drittel. Dann aber umso mehr: Odd muss wieder einmal mehr zur Waffe greifen, sich mit dämonischen Wesen und Satanskultlern anlegen und dann noch versuchen, in der richtigen Welt zu bleiben. Diese Spannung hält bis zum Ende des Buches an und hier ist dann auch (zum Glück) kaum noch etwas von den Plänkeleien in den Dialogen zu finden. Die finde ich prinzipiell meist ganz witzig, aber in zu geballter Form wird gerade das recht nervig.
Der sechste Band der Reihe hat mich leider genau so wenig umgehauen wie der Vorgänger. Trotzdem mag ich die Reihe um Odd nach wie vor. Highlights dieses Mal waren Edie und der neue Geist, der Odd begleitet: Alfred Hitchcock. Der – im Gegensatz zu allen anderen – sprechen kann (oder will).
April 2014
Heyne, ISBN 978-3-453-43765-4
Taschenbuch, 432 Seiten
VÖ: Juni 2014
Die Frankenstein-Reihe
Das Gesicht (Band 1)
Die Detectives Carson O’Connor und Michael Maddison ermitteln in einer seltsamen Mordserie. Junge Frauen werden ermordet aufgefunden, ihnen fehlen Körperteile wie Hände, Füße oder die Augen. Alle Frauen wurden betäubt und mussten somit nicht leiden. Und plötzlich tauchen männliche Tote auf, ihnen fehlen Organe. Die beiden stehen vor einem Rätsel, denn die Toten haben nichts gemeinsam, was auf einen Täter hinweisen könnte. Eines Tages begegnet Carson einem Mann namens Deucalion. Einem Mann? Er ist groß und missgestaltet – eine Gesichtshälfte ist völlig zerstört und mit Tätowierungen bedeckt. Er behauptet, vor über 200 Jahren von Victor Frankenstein erschaffen worden zu sein und auch, dass Victor noch immer lebt. Und das eines seiner Geschöpfe für die Morde verantwortlich ist. Sie zweifelt an sich selbst und erst recht an Deucalion. Doch als dieser ihr seine fast schon übernatürlichen Fähigkeiten beweist, beginnt sie, ihm Glauben zu schenken.
In diesem ersten Teil der Reihe lernt der Leser einige unterschiedliche Charaktere kennen. Eigentlich ist das eher untypisch für Koontz, der ein Buch sonst eher rasant beginnt und die Protagonisten nicht so eingehend beschreibt. Deucalion ist über 200 Jahre alt, erschaffen von Victor Frankenstein aus Teilen von Mördern. Er wurde verfolgt und vertrieben und als Monster gefürchtet, bis er irgendwann in einem tibetischen Kloster Zuflucht fand. Victor Helios ist ein erfolgreicher Mann der Öffentlichkeit. Immer jung wirkend mit einer jungen schönen Frau, verbirgt er ein schreckliches Geheimnis: Auch er ist weit über 200 Jahre alt, seine Frau Erika ist schon die vierte Frau: Künstlich, darauf programmiert, demütig und ihm stets zu Willen zu sein und nach außen als perfekte Ehefrau zu wirken. Doch Erika altert nur vermeintlich nicht; hatte eine Erika einen Makel, wurde sie durch eine neue Version ersetzt. Auch andere Lebewesen hat Victor erschaffen und sie unauffällig in Politik, Polizei und die Kirche eingeschleust. Roy Pribeaux dagegen ist ein Mensch, jung, reich und mit zu viel Zeit. Die er darauf verwendet, sich gesünder und schöner zu machen mittels Vitaminpillchen, gesunder Ernährung und Sport. Er ist auf der Suche nach der perfekten Frau – die wird ihm über den Weg laufen, sobald er die perfekten „Bauteile“ von anderen Frauen zusammen gesammelt hat.
Wie üblich kann man Dean Koontz Romane nicht einem eindeutigen Genre zuteilen. Frankenstein geht eigentlich schon in Richtung Thriller, wären da nicht die eher als Science Fiction anmutenden Abschnitte in „Frankensteins“ Firma und seine von ihm produzierte „neue Rasse“, mit der er die Welt verbessern möchte. Mir persönlich hat bei diesem Buch allerdings die Spannung und auch der Horror gefehlt, da einfach nicht allzuviel passierte. Dies ist wahrscheinlich der Tatsache geschuldet, dass „Das Gesicht“ als Beginn der Reihe geschrieben wurde und hier somit der Schwerpunkt auf die unterschiedlichen Personen gelegt wurde. Leider wurde das Buch damit eher langweilig. Trotzdem bin ich neugierig, wie die Serie weiter geht und ob die Spannung in den folgenden Teilen steigt.
Dean Koontz erklärt in seinem Vorwort, dass die Frankenstein-Trilogie ursprünglich als Drehbuch für eine Fernsehserie gedacht war. Als die Verantwortlichen des Senders immer mehr Änderungen forderten, nahm er davon Abstand. Inzwischen wurde aus der geplanten Trilogie schon ein Fünfteiler. Der 5. Teil wird in Deutschland voraussichtlich 2013 veröffentlicht.
September 2012
Heyne, ISBN 978-3-453-56504-3
Taschenbuch, 384 Seiten
VÖ: Mai 2006
Die Kreatur (Band 2)
Seit der erschreckenden Enthüllung, dass Victor Helios, der bekannte und charismatische Geschäftsmann, eigentlich Victor Frankenstein heißt und über 200 Jahre alt ist, sind nur wenige Tage vergangen. Carson O’Connor und Michael Maddison schenken Deucalion, dem erstgeschaffenen Wesen von Frankenstein Glauben. Haben sie doch erkannt, dass ihr Kollege Harker kein Mensch war, sondern ein Angehöriger der „Neuen Rasse“ – den Wesen, die Victor in seinen Tanks erschafft. Und Harker war nur einer von vielen Replikanten, die Victor Helios erschaffen hat. Menschen aus Politik, Justiz und sogar der Kirche wurden von ihm ermordet und ausgetauscht. Doch irgendetwas bei seinen Kreaturen scheint nicht mehr zu stimmen: Sie entwickeln untypische Gefühle, verändern ihre Physiologie, verlieren im „Gehirn“ gespeicherte Daten. Und sie alle warten nur darauf, dass sie die Menschheit, die verhasste sogenannte „Alte Rasse“, vernichten dürfen.
Ich hatte nach dem eher ruhigen ersten Teil gehofft, dass es bei „Die Kreatur“ etwas rasanter zugeht. Leider war dem nicht so, auch dieser Band war sehr ruhig und plätscherte mehr dahin. Der ein oder andere Charakter aus dem ersten Teil tauchte nicht mehr auf, dafür ein paar neue. Ob sie für die weitere Handlung wichtig sind, hat sich nicht herauskristallisiert, vielleicht waren sie nur Lückenfüller.
Der Charakter Victor Helios dagegen wurde etwas mehr beleuchtet. Völlig von sich selbst eingenommen, ein Perfektionist unter den nicht perfekten Menschen. Aber auch seine selbst erschaffenen Mitglieder der Neuen Rasse stellen sich immer öfter als nicht perfekt heraus. Doch Victor würde niemals zugeben, dass diese Makel und Fehler an seinen Experimenten liegen.
Bei diesem Buch fällt mir eine Rezension und Bewertung nicht sehr leicht. Für Fans von Dean Koontz ist auch dieser Teil der Frankenstein-Reihe eher langweilig. Auch ist auf den 336 eigentlich kaum etwas Spannendes passiert. Die Kapitel sind sehr kurz gehalten und bei jedem neuen Kapitel wechselt auch die Szenerie. Dies motiviert zum Weiterlesen, weil man ja nun doch wissen möchte, wie es weiter geht. Höhepunkte in der Handlung haben leider gefehlt, selbst das Ende war plötzlich und ganz ohne Cliffhanger da. Trotzdem werde ich auch die weiteren Teile lesen, schon aus Neugier!
Oktober 2012
Heyne, ISBN 978-3-453-56506-7
Taschenbuch, 332 Seiten
VÖ: November 2006
Der Schatten (Band 3)
Immer mehr Menschen wurden von Victor Helios gegen seine Replikanten ausgetauscht. Und immer neue Angehörige der „Neuen Rasse“ werden von ihm produziert. Doch seine Kreaturen scheinen Fehler aufzuweisen. Immer absonderlicher verhalten sie sich, Victor kann sie kaum noch steuern. Obwohl all seine Schöpfungen eine Sperre in sich tragen, sich selbst bzw. die Menschen zu töten (es sei denn, es ist ihnen erlaubt), laufen einige von ihnen Amok. Sie wenden sich gegen ihn, rebellieren oder drehen ganz einfach durch.
„Der Schatten“, einige Jahre nach dem zweiten Teil der (eigentlichen) Trilogie veröffentlicht, hört sich laut Klappentext nach einem fulminanten Abschluss der Reihe an. Leider aber ist dem nicht so, denn der Klappentext hat nicht viel mit dem Inhalt gemein. Die Protagonisten der ersten Teile – Carson O’Connor, Michael Maddison und Deucalion – erscheinen eher als Randfiguren. Ihre Dialoge, durch den ihnen eigenen Sarkasmus in Teil 1 noch charmant, wirken hölzern und gestellt. Die Dialoge der Mitglieder der Neuen Rasse lesen sich ebenso gestelzt und konstruiert. Zu den heimlichen Hauptpersonen avancieren Erika 5 (die sich nach nur einem Tag „Leben“ schon gegen Victor stellt) und Jocko – der Troll, der von Jonathan Harker im vorherigen Teil geboren wurde. Was die beiden zu Hauptpersonen macht, der tiefere Sinn dahinter, ist mir nicht klar geworden. Sie haben nur bedingt mit der Handlung zu tun und spielen im Kampf gegen Victor keine tragende Rolle. Und auch andere Kreaturen treten auf den Plan: Werner, Sicherheitschef des Labors, hat schon im zweiten Band eine Metamorphose durchlaufen und übernimmt die anderen Angestellten des Labors, in dem er ihre Gehirne frisst und ihnen dadurch Freiheit verspricht. Dann gibt es noch das Chamäleon, ebenfalls eine Erfindung von Victor Helios, dass durch einen Zufall die Freiheit erlangt. Und zu guter Letzt „Die Mutter aller Schiefgegangenen“ – ein Wesen, dass tief unter Victors Mülldeponie (und Entsorgungsstätte unliebsamer Menschen und Replikanten) lebt und die bereits entsorgten Replikanten wieder auferstehen lässt.
Das Ende kommt, nachdem sich das Buch auf 320 Seiten wie Kaugummi gezogen hat, plötzlich und unbefriedigend. Von einem „furiosen Finale“ konnte ich leider nichts bemerken. Noch dazu, da zwei Jahre nach Erscheinen des „Schattens“ ein vierter Band veröffentlicht wurde, Band 5 ist erst seit wenigen Tagen auf dem Markt. Ob ich diese lese, ist fraglich, die Serie hat mich in den ersten drei Teilen absolut nicht überzeugt.
März 2013
Heyne, ISBN 978-3-453-56507-4
Taschenbuch, 320 Seiten
VÖ: September 2010
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