Du bist mein Tod

 

Clarissas Verehrer scheint auf den ersten Blick ein Traumtyp zu sein: Er ruft an, sorgt sich um sie, schickt ihr Geschenke … Doch der Schein trügt und Clarissa fühlt sich von ihm bedrängt, sogar verfolgt und sie hat Angst vor ihm. Nach einer gemeinsamen Nacht, an die sie sich nur noch bruchstückhaft erinnert, sieht er sie als sein Eigentum – und das hat ihm zu gehorchen und keiner darf es ihm wegnehmen. In ihrer Angst wendet sie sich an die Polizei, doch die kann nichts gegen Stalker tun, solange nicht etwas passiert ist. Und auch von ihrer ehemals besten Freundin Rowena kann sie keine Hilfe erwarten. Allein auf sich gestellt versucht sie, Rafe zu entkommen und alle Ratschläge der „Anti-Stalker-Broschüre“ zu befolgen. Doch Rafe ist hartnäckig und kommt ihr immer wieder nahe – er will Clarissa, koste es, was es wolle!

 

Schon die Leseprobe hat mich ziemlich schnell gefesselt und in ihren Bann gezogen. Das Buch im Ganzen hat dann definitiv gehalten, was ich mir von der Story erhofft hatte. Zu Beginn haben mich die unterschiedlichen Perspektiven und die Zeitsprünge ein wenig verwirrt. Doch durch die verschiedenen Schreibweisen (einmal in der Ichform aus Clarissas Sicht und in der dritten Person) kam ich damit schnell klar.

 

Claire Kendal hat sehr gut beschrieben, wie sich Clarissa physisch und psychisch im Laufe der andauernden Belästigungen verändert hat. Empfand sie zuerst Scham über die gemeinsam verbrachte Nacht, wandelte sich dies in Unbehagen wegen Rafes andauernder Aufmerksamkeit. Aus Unbehagen wurde Angst, wurde Panik und Isolation. Und dann Wut und Kampfgeist. Ihre Panik und Hilflosigkeit konnte man förmlich spüren. Aber auch Rafes Stimmung schlägt irgendwann um: Aus seiner Verehrung wird ebenfalls Wut – weil sie ihn nach wie vor ablehnt, sich für einen anderen Mann interessiert und schlussendlich sogar die Polizei einschaltet. Doch nichts hält ihn von ihr fern und seine Wut bricht irgendwann aus ihm heraus.

 

Rafes Vorgehen ist Stalking wie aus dem Lehrbuch und auch Claires Verhalten regt einen auf. Doch dies hat meiner Meinung nach der Spannung keinen Abbruch getan. Ganz im Gegenteil – ich habe immer mehr mitgefiebert und für Claire gehofft, dass sie endlich wieder sie selbst sein kann. Von Seite zu Seite fiel es mir schwerer, das Buch zur Seite zu legen.

 

Einzig das Ende hat mich ein wenig enttäuscht. Nachdem das Buch sehr ausführlich geschrieben war, kam der Schluss meiner Meinung nach zu plötzlich und fühlte sich für mich nicht wirklich ausgearbeitet an. Hier wären ein paar Seiten mehr sicherlich nicht falsch gewesen.

 

Claire Kendals Debüt hat mich persönlich überzeugen können. Kein reiner Thriller, trotzdem fesselnd. Auch das Cover fällt auf und macht einen neugierig auf den Inhalt.

 

März 2015

List, ISBN 978-3-471-35104-8

Taschenbuch, 368 Seiten

VÖ: März 2015