Die Fortsetzung zu "Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry". Die Pilgerreise hatte ich als Hörbuch geschenkt bekommen und war begeistert (woraufhin ich es gleich noch als Buch kaufen musste). Bei Lovelybooks habe ich dann entdeckt, dass es zum Nachfolger eine Leserunde gibt. Hier die Rezension dazu:
Das Geheimnis der Queenie Hennessy: Der nie abgeschickte Liebesbrief an Harold Fry
Queenie liegt im Hospiz und weiß, dass sie nicht mehr lange leben wird. Ihren Abschiedsbrief an Harold hat sie geschickt, somit hat sie alles „erledigt“. Doch eines Tages erreicht sie eine Karte von Harold, der ihr schreibt, dass er auf dem Weg zu ihr sei und warten solle. Fast täglich treffen Karten und Nachrichten von Harold ein und alle Hospizbewohner fiebern Neuigkeiten von ihm entgegen. Der geruhsame, eigentlich vom Sterben geprägte Tagesablauf wird auf den Kopf gestellt und alle schöpfen irgendwie Mut. Und plötzlich existieren die Patienten nicht mehr nur nebeneinander her, sondern leben auf, teilen ihre Vorfreude, freunden sich an. Und Queenie beginnt, einen neuen Abschiedsbrief an Harold zu schreiben – in dem sie von ihrer Liebe zu ihm berichtet und einem schrecklichen Geheimnis, an dem sie die letzten 20 Jahre schwer zu tragen hatte. Und dann hat Harold es endlich geschafft, sein Ziel zu erreichen und Queenie ein letztes Mal zu sehen.
Was für ein Buch. Ich war schon vom Vorgänger und Harolds Pilgerreise völlig begeistert. Liebevoll geschrieben, mit schrulligen Charakteren, die man einfach ins Herz schließen musste – manche vielleicht eher weniger, aber auch die machten den Charme aus. Und mit dem zweiten Teil, erzählt aus Queenies Sicht, hat sich der Kreis geschlossen. Auch hier wimmelte es von interessanten, lustigen, schrulligen Personen. Vor allem die Hospizbewohner und die Schwestern waren wunderbar. Alle hatten ihre Eigenheiten, aber ich habe sie im Laufe des Buches richtiggehend liebgewonnen. In Queenies Brief an Harold erfährt der Leser von ihrer Liebe zu ihm, die sie ihm nie gestanden hat. Man lernt sie anhand dieses Briefes kennen, ihre Sehnsüchte, ihre Vorlieben, all die kleinen Dinge, die sie für ihn getan hat. Und auch von ihrem Geheimnis berichtet sie, ein Geheimnis, dass sie von Harold weggetrieben hat und sie nicht mit ins Grab nehmen möchte. Auch die Beschreibung ihres Lebens, nachdem sie Kingsbridge – und Harold – verlassen hat, war sehr schön. Ein halb verfallenes Strandhaus wurde ihre Heimat, liebevoll hat sie es aufgebaut und ihm Leben eingehaucht. In ihrem Garten hat sie allen Personen, die in ihrem Leben wichtig waren, eine Heimat gegeben.
Rachel Joyce hat gekonnt den Hospizalltag und die Rückblicke auf Queenies gemeinsame Zeit mit Harold und ihr Leben verwoben. Kein Kapitel war reißerisch erzählt, das ganze Buch besticht durch seine Ruhe. Dies mag für viele eher langweilig sein, für mich hat es genau zur Stimmung und zur Atmosphäre gepasst. Obwohl viele Szenen sehr traurig waren und sehr bewegend, gab es doch immer wieder sehr lustige Momente und Situationskomik. Obwohl Queenie die Hauptfigur dieses Buches ist, sind mir die quirlige Finty und die immer geduldige und beinahe weise Schwester Mary Inconnue besonders ans Herz gewachsen.
Der Schreibstil der Autorin ist sehr bildhaft. Ich konnte die Personen, die Gegend, vor allem Queenies kleines Haus und den Garten förmlich vor mir sehen.
Ein wunderbares Buch, das zum Nachdenken anregt, einen lachen lässt, aber auch weinen. Mich hat es sehr berührt und es ist definitiv eins der Highlights in diesem Jahr für mich.
Oktober 2014
Fischer, ISBN: 978-3-8105-2198-9
Hardcover, 400 Seiten
VÖ: Oktober 2014
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