Touched: Der Preis der Unsterblichkeit
Die junge Remy fühlt sich wie eine Außenseiterin: Seit vielen Jahren lebt sie mit ihrer Mutter bei deren zweiten Ehemann, dem gewalttätigen Dean, der ihre Mutter Anna und sie selbst immer wieder misshandelt. Doch er kann Remy selbst kaum etwas anhaben, denn sie ist in der Lage, Krankheiten und Wunden anderer und von sich selbst zu heilen. Nachdem sie allerdings nach einer besonders brutalen Attacke von Dean im Krankenhaus landet, wird sie von ihrem leiblichen Vater Ben, zu dem sie seit Jahren keinen Kontakt hatte, zu sich nach Hause und zu seiner Familie geholt. Zu Beginn will sie nicht bleiben, doch schneller als gehofft und gefürchtet fühlt sie sich wohl – dazugehörig und geliebt. In ihrer Halbschwester Lucy findet sie eine Freundin, auch deren Clique nimmt sie herzlich auf. Und dann lernt sie den geheimnisvollen Asher kennen. Der ihr den Kopf verdreht, vor dem sie aber auch gewarnt wird. Aller Warnungen zum Trotz lässt sie sich auf ihn ein – sie verlieben sich, doch sie wissen nicht, dass beide durch diese Liebe in Gefahr schweben.
Zwei junge Menschen, die sich lieben, dies aber gar nicht dürften. Die Geheimnisse und besondere Fähigkeiten haben und sich trotz allem ihre Liebe nicht vermiesen lassen … Aktuell der Stoff, aus dem gute Jugendbücher gemacht sind. Remy ist die Neue (die sich eher als unattraktiv und linkisch sieht), Asher der Außenseiter: (geheimnisvoll, gutaussehend, unnahbar). Klingt nach der Twilight-Reihe? Stimmt, denn einige Wendungen in der Geschichte könnten dem Vielleser bekannt vorkommen.
Aber: Das macht überhaupt nichts. Trotz der Gemeinsamkeiten ist die Geschichte um Remy und Asher etwas Eigenes. Corinne Jackson versteht es gut, die Charaktere zum Leben zu erwecken. Remy wuchs mit ihrer Fähigkeit des Heilens auf, ohne zu verstehen, woher diese kommt und wie sie sie steuern kann. Trotzdem setzt sie diese ein, um immer wieder ihrer Mutter beizustehen. Dann Asher, der zur Gruppe der Beschützer gehört und eigentlich ihr Feind sein sollte. Diese Feindschaft wird durch Vorkommnisse in der Vergangenheit gut erklärt. Trotzdem verliebt er sich in Remy, auch wenn ihre Gegenwart ihn schwach macht und menschlich werden lässt. Anna, Remys Mutter, sollte sie eigentlich beschützen und braucht selber Schutz. Sie hat Remy nie über ihre Fähigkeiten aufgeklärt, aus Angst, dass ihr etwas zustößt. Und zu guter Letzt Ben, Remys leiblicher Vater: Er macht sich schwere Vorwürfe, nicht früher für sie da gewesen zu sein. Er nimmt sie zu sich und zu seiner Familie, von der sie liebevoll aufgenommen wird. Auch entwickeln sich die Figuren im Laufe des Buches weiter. Remy beispielsweise lernt, was es mit ihren Fähigkeiten auf sich hat, sie lernt zu vertrauen und zu lieben.
Obwohl die Liebesgeschichte um Remy und Asher viel Platz bei dem Geschehen einnimmt, wirkt es nicht schnulzig oder kitschig. Ganz im Gegenteil, beide wirken relativ erwachsen und vernünftig. Der Hintergrund, warum Heilerinnen und Beschützer sich feindlich gesinnt sind, wird auch erklärt; hier bleiben glücklicherweise keine Fragen offen. Warum Remy allerdings anders ist als eine „normale“ Heilerin, bleibt ein (mehr oder weniger) offenes Geheimnis: Man kann es sich relativ schnell denken, aber wirklich aufgelöst wird die Frage nicht. Dies kommt wahrscheinlich im zweiten Band „Touched – Schatten der Vergangenheit“ an die Reihe, der im Januar 2013 erschienen ist.
Nicht durch den Vergleich mit Twilight ablenken lassen, dann kann man dieses Buch wirklich genießen. Geschrieben für 14 – 17jährige macht es auch älteren Lesern noch viel Spaß. Ich persönlich bin neugierig auf die Fortsetzung.
März 2013
Thienemann, ISBN: 978-3-522-20157-5
Hardcover, 416 Seiten
VÖ: Februar 2012
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