Hinter den Winkeln
Das Ende der Welt, wie wir sie kennen, ist angebrochen. Und nur vier Personen sind dafür ausersehen, diese zu retten. Ohne es zu wissen und ohne einander zu kennen … kann das gut gehen?
Agnes, eine junge Autorin. Sie ist schüchtern und alles andere als selbstbewusst, aber schreibt Romane, die ihr eine Menge Fans beschert haben. Bis auf ihren letzten – gerade der Roman, den sie beim Schreiben für den Besten hielt, kommt so gar nicht bei ihrem Verleger an. Als sie das Manuskript erneut liest, traut sie ihren Augen nicht: Denn dieser Schund stammt nicht von ihr. Um sie abzulenken und auf bessere Gedanken zu bringen, begleitet sie ihre beste Freundin auf eine Kreuzfahrt. Allerdings entwickelt sich diese Reise zum Horrortrip.
Florence, die Söldnerin. Im Dschungel Kolumbiens sprengt sie mit ihrem Team ein Drogenlabor in die Luft. Doch irgendetwas geht schief und sie ist die einzige Überlebende. Nur was die Männer getötet hat, ist für den normalen Menschenverstand nicht begreifbar – denn es waren eindeutig nicht die Männer des bekämpften Kartells. Als sie auf Rache sinnend zurückkehrt, begegnet sie dem puren Horror.
Walter, ein Ex-Polizist, der vom Pech verfolgt zu sein scheint. Sein Dasein fristet er als mehr oder weniger erfolgreicher Detektiv. In seinem neuesten Fall macht er Bekanntschaft mit einem okkulten Buch, dessen Ursprung er auf den Grund gehen will. Im Rahmen seiner Recherchen trifft er auf Samantha, eine Buchhändlerin und angeblich die Tochter eines der Autoren des Buches. Gemeinsam begeben sie sich auf die Suche nach des Rätsels Lösung – doch weder Samantha ist diejenige, die sie zu sein vorgibt noch ist sein Zusammentreffen mit ihr ein Zufall.
Mark, der Traumreisende. Seit seiner Kindheit flüchtet er sich vor der Wirklichkeit in andere Welten. Doch er ist nicht glücklich mit dieser Gabe, ganz im Gegenteil. Er denkt von sich, dass er den Tod bringt, wenn er andere Menschen berührt und verbringt einen Großteil seines Lebens in Psychokliniken. Doch bei seiner letzten Reise in eine andere Welt wird ihm offenbart, was seine Bestimmung ist – kann er dieser gerecht werden?
Vier unterschiedliche Stories, vier voneinander völlig verschiedene und voneinander unabhängige Personen. Und doch haben alle eins gemeinsam.
Kapitelweise abwechselnd erzählt „Hinter den Winkeln“ die Geschichten der vier Protagonisten. Langsam taucht der Leser in ihre Leben ein und erlebt mit ihnen gemeinsam den Schrecken, auf den sie alle zusteuern. Die Spannung wird von Fred Ink gekonnt nach und nach aufgebaut bis hin zu einem Ende, das keiner wirklich selbst erleben möchte. Die Szenen sind detailliert beschrieben und mein Kopfkino lief beim Lesen auf Hochtouren. Die kleinen Cliffhanger am Ende der Kapitel sind hier natürlich bestens eingesetzt, um weiterlesen zu wollen. Die Protagonisten waren auch alle lebendig gezeichnet, hätten aber – meiner Meinung nach – ein bisschen mehr Tiefe verdient, da sie stellenweise ein wenig wie Statisten wirkten, obwohl sie doch eine große Rolle im Geschehen spielten. Und ich muss sagen, von allen war mir Mark (und sein Begleiter Menelaos) am sympathischsten und lag mir am meisten am Herzen. Die Szene, in die er im Land der Katzen landet, erinnerte mich kurz an Alice im Wunderland – aber eben nur kurz. Vor allem hat es hier einige weniger sympathische Kreaturen als bei Alice.
Wie üblich war ich von Fred Inks Schreibstil gefesselt, so dass ich das Buch sehr schnell durchhatte. Ich stehe einfach auf seine abstrusen Ideen. Und auch hier kann man wieder den Stil Lovecrafts durchschimmern sehen. Das Ende des Buchs schreit allerdings sehr nach einer Fortsetzung und ich hoffe doch, dass da noch was kommt.
Juni 2020
Ebook / Taschenbuch, 264 Seiten
ISBN 979-8651055166
VÖ: Juni 2020
Strange Days 1: Durch das Portal
Als Alex Vendig die Augen öffnet und einen blauen Affen an seiner Decke kleben sieht, glaubt er noch an die Nachwehen des Saufgelages vom Vorabend. Auch als der Affe mit ihm spricht, ist er noch der Meinung, ein paar Hallus zu haben. Auch nach einer Beißattacke redet er sich noch ein, dass er sich die Verletzung selbst zugefügt hat. Aber leider ist alles anders als gedacht. Denn der Affe – Mojo –, der kein Affe ist, ist real … ebenso wie seine Vorhersagen. Nachdem also Alex erst von einem Polizisten und danach von einem Obdachlosen beinahe umgebracht wird, ist es an der Zeit, unterzutauchen. Zunächst wähnt er sich in der Wohnung seines Freundes David sicher, aber als dort dann seltsame Monster auftauchen, die ihm nach dem Leben trachten, muss ein Plan B her. Der glücklicherweise in Form von Mojo auftaucht und ihn und David kurzerhand in ein Paralleluniversum schafft. Doch hier ist leider auch nicht gerade Ausruhen angesagt, sondern Alex muss mal wieder um sein Leben kämpfen.
Zuerst einmal: Diese Version ist die Neuauflage von Fred Inks Erstlingswerk. Es wurde ein wenig überarbeitet, aber wie er im Vorwort schon vorwarnt, ist „Strange Days immer noch so zügellos, blutig und verrückt wie eh und je“. Und ja, das würde ich mal unterschreiben. Die Sex- und Kampfszenen sind ziemlich eindeutig und detailliert beschrieben, es spritzt einiges an Blut und sonstigem umher und zumindest mein Kopfkino hatte einiges zu tun.
Dass Freds Stories vollkommen abstrus und durchgeknallt sind, weiß ich. Dass seine Helden und Antihelden ziemlich ungewöhnlich sind, ebenfalls. Sie sind nicht immer die Sympathieträger schlechthin, aber bei Strange Days war ich doch ziemlich angetan. Alex ist ein Chaot, der sein Leben wegen einer unglücklich verlaufenen Liebesgeschichte nicht ganz auf die Reihe kriegt, aber er scheint ein netter Kerl zu sein. Allerdings muss ich sagen, dass mir sein Sidekick David aber besser gefiel. Zwar irgendwie dauerbekifft, aber mit dem Herz am rechten Fleck und Alex gegenüber absolut loyal. Und Mojo … Mojo ist der Kracher. Die Vorstellung eines diskutierenden kleinen blauen Affen ist einfach zu gut – und die Diskussion zwischen Mojo und den Jungs erst recht. Die Parallelwelt erinnerte mich an einen LSD-Trip: Bewohnbare Pilze, kleine gelbe (kotzende) Männchen, andersfarbige und weniger kleine Gestalten und und und … alles angetrieben vom Gaa, einer Art Lebensenergie. Allerdings ist es keine heile LSD-Welt, sondern auch hier gibt es einen Herrscher, der willkürlich seine Diener massakriert und die Weltherrschaft an sich reißen will.
Schon in diesem Buch kommt die unverwechselbare Art zu Schreiben des Autors durch, die sich durch alle weiteren Werke zieht. Und ich muss sagen, dass Strange Days es jetzt direkt in meiner persönlichen Reihenfolge aller Fred Ink-Bücher auf den ersten Platz geschafft hat. Dieser cränke Scheiß (um David zu zitieren) hat mich ziemlich angefixxt (man verzeihe meine Wortwahl, aber was anderes passt gerade nicht). Und dank des abrupten und offenen Endes kann man gespannt sein, wie das Ganze weitergeht.
November 2017
Ebook, 322 Seiten
Neuauflage vom 10.11.2017
Strange Days 2: Unter die Erde
Der Widerstand in der Parallelwelt wurde entdeckt und so müssen Alex, David, Mojo und dessen Verbündete wieder einmal fliehen. Doch die Flucht geht nicht ohne zahlreiche Verluste vonstatten, aber glücklicherweise konnte Alex sich mit einem der „Weißen“ – den Sehern des Volkes – verbinden. David wird vor der Flucht zurück in unsere Welt geschickt; hier soll er mehr über die finsteren Pläne des Bauunternehmer Leuen herausfinden, der in Kontakt mit Rakotu steht. Während David also in unserer Welt beschäftigt ist, befindet sich Alex auf dem Weg zu den Innererden-Menschen. Dort erfährt er, dass er die lang ersehnte Rettung – die Klinge – ist. Seine Aufgabe: Die Teilung der beiden Welten zu bewahren, damit die vor Ewigkeiten verbannten Götter nicht zurückkehren können. Doch bevor er sich noch mit dem Gedanken anfreunden kann, muss er erneut fliehen. Rakotus Truppen haben ihn aufgestöbert und im letzten Moment kann er durch einen Durchgang auf die Erde zurück kehren – mitten in Davids abgefackelten Haschfeldes und inmitten von Leichen.
Hat der erste Teil der Reihe schon seine sehr blutigen und brutalen Szenen ausgelebt, ging es im zweiten Teil fast noch heftiger zur Sache. Sowohl in Mojos als auch in unserer Welt wurde ausgiebig gemetzelt. Rakotu – Herrscher der Parallelwelt – ist ein Tyrann und verfolgt seine Ziele. Dabei hat er keinerlei Skrupel, seine Untertanen und Diener auf möglichst schmerzhafte Art und Weise aus dem Leben zu befördern. Alles und jeder, der ihm im Weg steht, muss vernichtet werden. Durch die Portale kann er seine Agenten in unsere Welt schicken, damit sie auch hier den Weg für ihn frei räumen. Fazit: Unmengen an Leichen.
In diesem Band gibt es zwei parallel verlaufende Handlungsstränge. Alex befindet sich nach wie vor in der Parallelwelt, muss sich mit den todbringenden Agenten Rakotus herumschlagen und ist permanent auf der Flucht. Der Aufenthalt bei den Innererden-Menschen ist leider nur eine kurze Verschnaufpause. Und bevor er sich mit dem Gedanken, dass er die Klinge sei, richtig anfreunden oder herausfinden kann, was seine Aufgabe genau ist, muss er erneut fliehen und kehrt in unsere Welt zurück. Währenddessen ist David damit beschäftigt, den Unternehmer Leuen auszuspionieren. Gerade als er in das Firmengelände eindringen möchte, erhält er unfreiwillige „Hilfe“. Jess, eine junge Umwelt-Aktivistin, hatte das gleiche vor. Ihre sorgfältig ausgeklügelten Pläne werden allerdings durch David ein wenig vermasselt, so dass sie zwar ins Innere der Firma kommen und in Leuens Büro ein Buch namens Necronomicon klauen können, aber trotzdem haben sie die Polizei und ein paar von Rakotus Agenten an der Backe.
David ist in diesem Teil sehr viel präsenter als im ersten Band, was mir persönlich gut gefallen hat. Er ist plötzlich auf sich allein gestellt, versucht aber mit allen Mitteln, etwas über Leuen und seine Verstrickung mit Rakotu herauszufinden. Mit Jess und Murphy (ihrem dressierten Frettchen) gibt es zwei neue Mitspieler in der Story. Noch weiß ich nicht wirklich, was ich von Jess halten soll. Sie ist sehr resolut und extrem aggressiv, aber ich denke, dahinter verbirgt sich eine ganz andere Persönlichkeit. Alex wirkte dagegen eher wie eine Nebenfigur und ich hoffe, dass er im nächsten Band wieder etwas aufdrehen und bewirken kann.
Es bleibt also unvorhersehbar und spannend … mal schauen, was sich der Autor weiter ausgedacht hat und wie das große Finale ausgehen wird.
Dezember 2017
Ebook, 353 Seiten
Neuauflage vom 24.11.2017
Strange Days 3 – Ins ewige Eis
Alex, David und Jess sind wieder zusammen und haben die Aufgabe, Leuen zu stoppen, der in der Arktis die Wiedervereinigung der beiden Welten vorantreibt. Dank Jess‘ Hackerkünsten haben die drei genügend Geld, um einen mehr oder weniger zwielichtigen Kapitän davon zu überzeugen, sie von Argentinien aus mit dem Schiff in die Arktis zu bringen. Doch Rakotu lässt ebenfalls nicht locker und hetzt seinen neu gezüchteten Superagenten auf die unsere drei Helden. Was nicht unblutig ausgeht. Trotz aller Widerstände gelangen sie aber an ihr Ziel und gehen einen Wettlauf mit der Zeit ein, um unsere Welt, wie wir sie bisher kannten, zu retten.
Wow – was für ein Abschluss für diese Reihe. Ich fand ja schon, dass der Autor sich im zweiten Teil sehr ausgetobt hat, was Blut und Gemetzel angeht. Allerdings hat er hier nochmal einen draufsetzen können. Durch die Bank weg wird gekämpft, gemetzelt, gemordet. Das Tempo des Buches ist rasant – es gibt keine Stelle, an der man sich langweilt. Und trotz aller Brutalität musste ich an einigen Stellen breit grinsen – bei manchen Dialogen und Szenen ging es einfach nicht anders.
Alex ist wieder präsenter (was ich nach dem zweiten Teil ja gehofft hatte) und es tauchen so einige neue Charaktere auf der Bildfläche auf, die allerdings nicht zwangsläufig lange eine Rolle spielen. Ansonsten haben sich die Charaktere an sich auch in diesem Band weiterentwickelt. Alex nimmt seine Bestimmung als Klinge an und kann endlich seine Vergangenheit hinter sich lassen. Jess wird ein wenig weicher (ok, stellenweise zumindest) und öffnet sich gegenüber Alex etwas mehr. David – ist einfach David und nach wie vor mein Liebling der drei. Ansonsten gibt es von unseren altbekannten Figuren noch Mojo und Glompf, die viel zu den Kämpfen beitragen können.
Ziemlich cool fand ich die Idee, Lovecrafts Necronomicon mit in die Geschichte einzubauen. Alex, der (wie der Autor) ein Fan von Lovecraft ist, sieht in Mojos Erzählungen der Schöpfung dessen Welt Parallelen zu dem Buch und hat dadurch fast schon einen Vorsprung zu Leuen und seinen Schergen. Denn die im Necronomicon beschriebenen Shogothen sind tatsächlich im ewigen Eis eingeschlossen.
Die losen Enden und unterschiedlichen Erzählstränge des zweiten Teiles hat Fred Ink zusammengeführt und zu einem schlüssigen und gelungenen Ende verknüpft. Ich konnte das Buch nur schwer aus der Hand legen und war traurig, als es endete. Ich hoffe ja, dass der Autor noch ein paar Ideen für Alex und Co. im Hinterkopf hat, denn ich würde gerne noch mehr von ihnen lesen.
Januar 2018
Ebook, 390 Seiten
Neuauflage vom 08.12.2018
Der Untergang von Godly Gulch
Godly Gulch ist eine kleine Westernstadt, in der eigentlich nicht viel passiert. Der Pastor der Stadt hat das Sagen, die Einwohner gehorchen. Sie alle folgen einer Religion mit einem grausamen Gott, der nur durch regelmäßige Opfergaben zufrieden zu stellen ist. Opfern die Einwohner nicht zur Zufriedenheit, muss der ein oder andere von ihnen eben selbst daran glauben; er wurde dann eben „von den Engeln geholt“. So wie Bens Vater vor einiger Zeit. Als nun ein Fremder auf dem Hof von Ben und seiner Mutter auftaucht, scheint sich alles zu ändern. Der Fremde ist geheimnisvoll, berichtet von fernen Ländern und Abenteuern. Leicht zieht er Ben in seinen Bann und hat in ihm einen Gehilfen gefunden, die Herrschaft des Pastors zu beenden. Doch damit bricht das Grauen erst so richtig über der Stadt zusammen.
Wie üblich wird der Leser sofort wieder in die Story geworfen: Ohne langes Geplänkel, ohne großes Gerede bzw. Geschreibe. Schon die ersten Seiten sind blutig und ich konnte erahnen, wie es weitergehen wird. Aber trotz aller detailreichen Beschreibungen und den blutigen Szenen wird die Handlung nie abstrus oder splatterig. Ganz im Gegenteil – sie folgt einem klaren roten Faden.
Die Charaktere sind sehr greifbar und präsent, obwohl sie gar nicht so detailliert beschrieben wurden. Gerade bei Ben weiß man nicht mal das Alter – aber das ist nicht weiter störend. Schnell ist man auch geneigt, die Personen in schwarz und weiß, gut und böse, zu unterteilen. Doch Achtung – hier kann es überraschende Wendungen geben.
Mit nur 142 Seiten war die Story schnell gelesen. Mich hat sie so sehr gefesselt, dass ich nicht mal über das sonst langweilige und sich hinziehende Cardiotraining jammern konnte – ich war beschäftigt und abgelenkt mit den Geschehnissen in Godly Gulch.
Ich kann die Geschichte uneingeschränkt weiterempfehlen – Fans von Fred Ink müssen eh nicht mehr überzeugt werden … und Noch-Nicht-Fans sollten schnell anfangen, seine Werke zu lesen.
Mai 2017
ISBN 978-1544809519
Ebook / Taschenbuch, 142 Seiten
Interitus Vermibus
Tabea, Robert, Alex und Jussi versuchen, ein unauffälliges Leben zu führen. Leider bleibt es bei dem Versuch … Denn eines Tages trifft Robert bei einem Auftrag auf einen alten Erzfeind und kommt einem grausigen Vorhaben auf die Spur. Für ein unheilvolles Ritual wurden überall in der Stadt Prostituierte verschleppt, doch leider kann Robert nur eine retten: Kerstin. Mehr unfreiwillig als gewollt folgt sie ihm nach ihrer Rettung zu seinem und dem Versteck seiner Freunde. Was sie hier erfährt, lässt sie an dem Verstand der Gruppe zweifeln. Doch je länger sie bei ihnen bleibt, desto mehr stellt sich ihr Weltbild auf den Kopf: Dolorphagen, Würmer und andere seltsame Wesenheiten … das alles sind keine Ausgeburten einer kranken Phantasie, sondern Realität. In einem Kampf auf Leben und Tod werden unsere „Helden“ auf eine harte Probe gestellt, die ihre Beziehung untereinander und ihre Leben gefährden. In einem verlassenen Dorf in der Schwäbischen Alb kommt es dann zum finalen Kampf.
Puh – in diesem Buch ging es hoch her. Von der ersten Seite an haben sich gefährliche Situationen die Hand und den Protagonisten wenig Zeit zum Verschnaufen gegeben. Die „altbekannten“ Dolorphagen spielten hier ebenso eine Rolle wie Lovecraftsche Wesen. Ein Wiedersehen gab es auch mit dem Autoren Jussi, dem um seine Freundin trauernde Alex, dem Fels in der Brandung Robert und Tabea, die weiterhin ziemlich durchgeknallt war, aber plötzlich wieder ihr altes, wahres Wesen zeigte. Mit der Prostituierten Kerstin kam ein neuer Charakter in die Gruppe. Sie war mir von Anfang an sehr sympathisch – auch wenn sie erstaunlich schnell den sie umgebenden Wahnsinn akzeptiert hat (was mir persönlich ein wenig zu schnell ging).
Abgedreht, spannend, eklig … so könnte man „Interitus Vermibus“ zusammenfassen. Ich hatte beim Lesen das Gefühl, dass sich Fred Ink an abstrusen Ekligkeiten im Vergleich zu seinen vorhergehenden Büchern noch gesteigert hat. Das Finale ist der Höhepunkt des Buches - auch wenn mir das Ende gefühlt viel zu schnell kam. Eben hat man noch Nägelkauend Seite um Seite verschlungen und dann … Aus …
Horror – Thriller – Kranker Scheiss! So titelt die Homepage des Autoren und das passt perfekt. Ich mochte seine anderen Bücher schon gerne, dieses hier reiht sich da ausnahmslos mit ein. Wer auf Horror der anderen Art steht, wird mit Fred Inks Büchern mehr als zufrieden sein. Mehr davon :)
Januar 2016
ISBN 978-1523298440
Ebook / Taschenbuch, 334 Seiten
Schmerzfresser – Damit sie leben, musst du leiden
Eigentlich sollte es ein ganz normaler Zahnarztbesuch sein. Doch als der Patient, ein Autor mit dem Pseudonym Jussi Karlsson, einmal kurz die Augen öffnet, sieht er etwas, was er nicht hätte sehen sollen: Der Arzt ist ein gesichtsloser Schemen, der sich anscheinend von Angst und Schmerzen ernährt. Wieder daheim fragt sich unser Patient, ob er unter Halluzinationen leidet oder gerade wirklich ein Monster seinen Hunger an ihm stillte und er beschließt, den Zahnarzt zu beobachten. Doch damit ist er nicht allein. Gerade, als er in das Haus des Zahnarztes einbrechen will, überrascht ihn ein glatzköpfiger Hüne. Und ab hier nimmt das Schicksal seinen Lauf: Im Keller des Hauses machen sie eine schreckliche Entdeckung, müssen fliehen und schon steckt Jussi mittendrin im Chaos. Eine kleine Gruppe Menschen weiß um die Monster und sie versuchen, diese zu bekämpfen. Mal sind sie die Jäger, dann wieder die Gejagten – sie finden keine Ruhe bis zu einem gefährlichen Showdown.
Puh … man könnte auf die Idee kommen, dass der Autor Zahnärzte nicht mag (im Nachwort widerruft er diesen Eindruck eigentlich). Zu Beginn mutet die Geschichte eher geruhsam an. Doch das bleibt nicht lange so und der Leser wird ein wildes und abstruses Geschehen geworfen.
Aliens, Parallelwelten, Kämpfe, Wahnsinn … dies alles hat Fred Ink (wieder einmal) gekonnt vermischt zu einer Story, die kaum pausiert und den Leser schnell mitreißt. Auch trifft der regelmäßige Fred Ink-Leser auf einige alte Bekannte: Robert Strauss (Uppercut), Kati, Tabea und „Tom“ (Crossover) sowie Alex und Mojo (Strange Days). Man muss die Bücher aber nicht kennen, um die Charaktere und die Handlung verstehen zu können. Ganz im Gegenteil: Durch ein paar geschickt eingestreute Andeutungen auf diese Werke bekommt man eher Lust, sie zu lesen.
Erzählt wird die Story aus Jussis Sicht und ähnelt (gewollt) einem Bericht über die Geschehnisse. Immer wieder versucht er, den Leser von seinen Erfahrungen zu überzeugen und möchte, dass man ihm glaubt. Anders als bei „Crossover“ gibt es hier keine unterschiedlichen Perspektiven, sondern der rote Faden führt direkt zum Finale.
Auch sprachlich bin ich wieder begeistert. Schon die ersten Seiten, auf denen der Autor die Zahnarztbehandlung mehr als detailreicht darstellt, gibt einem das Gefühl, selbst auf dem Folterstuhl zu sitzen.
Volle Punktzahl von mir – mich hat das Buch mitgerissen. Und ich bin froh, dass ich meinen Zahnarzt auch außerhalb der Praxis kenne, das gibt mir ein wenig das Gefühl, bei ihm keinem Dolorphagen ausgeliefert zu sein.
Mai 2015
ISBN: 978-151182751
ebook / Taschenbuch, 252 Seiten
Crossover
6 Menschen, die unterschiedlicher nicht sein können, haben nur eins gemeinsam: Sie erwachen in einer für sie völlig fremden Umgebung, können sich an nichts erinnern und wissen nur eins - sie sind in Gefahr. Als Harald erwacht, denkt er erst, dass er schon gestorben ist. Bis er sich umschaut und am Himmel zwei Sonnen entdeckt und von einem krebsartigen Riesenmonster als Zwischenmahlzeit auserkoren wurde. Tom ist der Meinung, dass dies alles einem schlechten Drogentrip entstammt und macht sich erst mal nur Sorgen darum, dass er nicht cool wirken könnte. Den beiden läuft Tabea über den Weg: Herrisch, top gestylt und (noch) recht entspannt trotz der seltsamen Situation. Birgit dagegen muss ihre Tochter Kati suchen, die ein „Hundi“ gesehen und diesem nachgelaufen ist – nur dass dieses Hundi eher ausschaut wie ein leuchtender verwachsener Affe. Beobachtet werden die beiden von einem namenlosen und geheimnisvollen Mann, der sich selbst als Jäger sieht und nur langsam daran erinnert, wer er ist.
Langsam und nur zögerlich lernt man die Protagonisten kennen, erlebt mit, wie ihre Erinnerung zurückkehrt und sie herausfinden, wer sie sind. Ein paar Klischees fehlen bei den Charakteren auch nicht: Tabea weiß um ihr gutes Aussehen und setzt dieses skrupellos ein, um ihre Mitmenschen zu manipulieren und einen für sich selbst möglichst großen Vorteil zu erzielen. Das perfekte „Opfer“ hat sie in Tom gefunden: Unsicher und bemüht cool, dabei aber absolut triebgesteuert, der angesichts Tabeas weiblicher Reize mit den Gedanken weit abschweift. Diese beiden und auch Harald fand ich während der kompletten Handlung am präsentesten. Birgit bleibt ein undurchsichtig: Zweifache Witwe, die aufgrund eines nicht genannten Ereignisses gläubig wurde und ihre geistig zurück gebliebene Tochter über alles liebt. Diese übrigens gefiel mir recht gut; ihr Unvermögen, sich aufgrund ihrer Behinderung richtig auszudrücken und bemerkbar zu machen, war gut dargestellt. Mit ihr konnte ich richtig gut mitfühlen. Der Jäger blieb die meiste Zeit eine Hintergrundfigur, über ihn findet man nicht allzu viel heraus.
Als Leser ist man immer auf dem gleichen Stand wie die Figuren und ihnen nie einen Schritt voraus. Nach und nach entdeckt man Hinweise, was passiert sein könnte, wie die Menschen zusammen hängen und wo sie sich befinden. Auch beobachtet man, wie sich die Wesenszüge der sechs ändern: Manche wachsen über sich hinaus, andere zeigen schnell ihr wahres Gesicht – aber ob es wirklich ihr wahres Gesicht ist oder sie sich durch die äußeren Umstände ändern, darf der Leser selbst entscheiden. Denn nicht nur die fremde Umgebung, die menschenartigen Wesen und mutantenähnlichen Tiere sind ihnen feindlich gesinnt, auch sie selbst können sich gefährlich werden.
Durch die kontinuierlichen Perspektivenwechsel bleibt die Spannung während des ganzen Buches auf einem Level und zwingt einen förmlich zum Weiterlesen. Fred Ink schreibt stellenweise sehr bildhaft und manche Stelle erfordert einen robusten Magen. Einziger Minuspunkt, der aber eigentlich auch ein Pluspunkt sein könnte: Fast ist es schon ein wenig zu viel des Guten. Monstertiere, menschenähnliche Wilde, die vergewaltigen und zum Kannibalismus neigen, ungesunde Atmosphäre, seltsame tödliche Pflanzen. Immer wieder kommt etwas Neues auf den Leser zu, ganz ohne Atempause.
Ich brauche immer ein Moment, um mich in den Büchern von Fred Ink zurechtzufinden. Doch dann fesselt mich seine Phantasie sehr schnell und es fällt mir schwer, mit dem Lesen aufzuhören.
Januar 2015
ISBN: 978-1505930597
ebook / Taschenbuch, 286 Seiten
Fünf Tode
Tim Reiter sieht seit seiner frühesten Jugend seltsame Rauchwesen, die er „Zarge“ nennt. Doch keiner glaubt ihm, vor allem Eltern nicht. Bei dem Versuch, seine kleine Schwester vor den Zargen zu beschützen, stirbt er das erste Mal – wird aber wieder zurückgeholt. Doch nach diesem Erlebnis ist er die Zarge nicht los, ganz im Gegenteil: Er sieht sie weiterhin. Je älter er wird, desto häufiger werden diese Sichtungen und er hat noch andere, bösere und gewalttätigere Visionen. Aber sind es wirklich nur Visionen? Weshalb werden die Verbrechen, die er sieht und fühlt, Wirklichkeit? Eines Tages wird er von einer Gruppe seltsamer Männer entführt, die sich auf den ersten Blick als Verbündete erweisen – denn auch sie sehen die Zarge und wollen die Menschheit vor ihnen schützen. Aber tun sie dies aus Menschlichkeit oder haben sie andere Beweggründe?
„Als Tim Reiter zum ersten Mal starb, grillte er dabei seinen Hamster.“
„Als Tim zum zweiten Mal starb, hätte er beinahe Sex gehabt.“
„Als Tim zum dritten Mal starb, wurde er entführt.“
„Als Tim Reiter zum vierten Mal starb, beging er Selbstmord.“
Mit dem ersten Tod Tims beginnt das Buch, mit den weiteren beginnen einige der Kapitel. Seltsam, einen Protagonisten sterben zu lassen – und das gleich mehrmals. Doch hier passt es zur Handlung, denn Tim ist nie endgültig tot. Seine Rückkehr ins Leben ist nicht realistisch, aber bei einem Buch in diesem Genre muss nicht zwangsläufig alles realistisch sein. Mit jedem seiner Tode werden seine Visionen brutaler und grausamer, er selbst verzweifelt immer mehr daran.
Das Buch verwirrt, zieht mit und lässt einen auch nach dem Ende nicht sofort los. Die Handlung dreht und wendet sich, so dass der Leser seine Sichtweise zum Geschehen immer wieder überdenken muss. Und Fred Ink hat trotzdem nie den Faden bzw. die Logik verloren. Auch die Protagonisten sind wieder einmal sehr speziell. Tim als kleiner Junge wirkt niedlich, als schwer pubertierender Teenager nervig und als Erwachsener leidet man richtig mit ihm mit. Hier war er mir definitiv sehr sympathisch. Seine Schwester Kati bleibt ein wenig blass, obwohl sie zur zentralen Handlung gehört. Seine späteren Verbündeten gehören eher zur Kategorie Antiheld und ich musste mehrmals überlegen, ob ich sie mag oder nicht.
Auch sprachlich konnte mich der Autor wieder überzeugen. Prägnante Sätze und ein bildhafter Erzählstil ziehen sich durch seine Bücher, was mir immer wieder gut gefällt. Und er hat auch keine Angst, seine Figuren Fluchen zu lassen.
Mir sei hier erlaubt, einen Vergleich mit der Odd Thomas-Reihe von Dean Koontz zu ziehen. Allerdings ist das Werk von Fred Ink um Längen heftiger und grausiger. Von mir gibt es für „Fünf Tode“ eine volle Empfehlung. Außerdem gibt’s noch ein Lob für das tolle Cover!
April 2014
ISBN: 978-1495375606
ebook / Taschenbuch, 208 Seiten
Uppercut
Für Robert Strauss bricht eine Welt zusammen, als sein bester Freund ihm einen Briefumschlag überreicht. Darin findet er ein Bild seiner Frau Tamara, gefesselt und gequält. Der Entführer meldet sich auch bald darauf bei ihm. Seine Forderung: Robert soll einen Fremden zusammenschlagen und ein Beweisfoto auf einem speziellen Facebook-Account hochladen. Und dies ist nicht das Ende, denn die Forderungen des Entführers werden immer spezieller. Robert tut alles, um Tamara zu retten. Hilfe bekommt er hierbei von Pablo, einem Freund aus Jugendtagen, und Lilian, einer jungen Esoterikerin. Doch der Entführer scheint jeden Schritt zu wissen, den Robert tätigt, und dieser wird immer tiefer in einen Sog aus Gewalt und Angst hineingezogen. Und nicht nur das: Er muss sich auch seiner Vergangenheit stellen und Dingen, die er gerne vergessen würde.
Applaus! „Uppercut“ hat es schon nach wenigen Seiten geschafft, mich zu fesseln. Gekonnt spielt der Autor mit einer jungen und direkten Sprache, die Schilderung der Begebenheiten werden aus Roberts Sicht erzählt. Robert selbst ist sehr authentisch beschrieben, ich konnte mich gut in seine Gefühlswelt hineinversetzen. Zu Beginn hadert er noch mit den Aufträgen, die er ausführen soll – denn er will keine Gewalt (mehr) ausüben. Im Laufe des Buches erfährt man, warum er dann doch immer mehr austickt und bei der Ausführung seiner Aufgaben immer brutaler vorgeht. Durch Rückblenden erfährt man mehr von seiner Vergangenheit, was auch zum Verständnis für sein Verhalten beiträgt. Kai Dussmann, sein bester Freund, bleibt ein wenig undurchsichtig und agiert mehr als Randfigur. Pablo, der Polizist, ebenfalls. Die Figur der Lilian hat mir sehr gut gefallen. Sympathisch, ein wenig abgedreht, aber sehr einfühlsam und völlig abgebrüht und ohne Angst, als es drauf ankommt.
Ich hatte schon recht früh eine Ahnung, wer hinter der Entführung stecken könnte. Doch nein – Fred Ink hat hier gekonnt noch eine Wendung eingebaut, an die ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht gedacht habe. Erst kurz vor dem Schluss und somit der Auflösung ging mir dieser Gedanke durch den Kopf. Auch der Spannungsbogen wird von der ersten bis zur letzten Seite gehalten. Die Geschichte an sich ist nicht völlig neu, aber die Umsetzung war toll – temporeich und actiongeladen (hört sich an wie eine Filmwerbung) bis hin zum spektakulären Ende.
Fred Ink - eher für seine Horrorromane bekannt - hat mit „Uppercut“ bewiesen, dass er sich hinter anderen Thrillerautoren definitiv nicht verstecken muss. Und vielleicht gibt es ja künftig noch weitere Bücher um Robert Strauss.
Oktober 2013
ISBN: 978-1491031285
ebook / Taschenbuch, 290 Seiten
Wurmstichig
Erich Zann ist Tierfutterverkäufer. In einem abgelegenen Dorf in der Schwäbischen Alb bedient er regelmäßig seine besten Kunden. Seltsame, eigenbrötlerische Menschen – sie sind in Lumpen gehüllt, sprechen kaum, meiden jeglichen Blickkontakt. Seine Neugier treibt ihn dazu, in eins ihrer Häuser einzudringen. Ehe die Dörfler ihn überwältigen können, lässt der Bewohner des Hauses ihn ziehen. Doch damit ist es nicht getan – durch Internetrecherchen nimmt er Kontakt mit einem Blogger auf, der ihn vor den Dörflern warnt und von seltsamen Dingen berichtet. Als er den Blogger, einen Dr. Feiß, aufsucht, wird er niedergeschlagen und erlangt erst 6 Monate später sein Bewusstsein - und somit seine Erinnerung - zurück. Und wieder verschlägt es ihn in das Dorf … und er erlebt Unaussprechliches.
Die Geschichte ist in der Ich-Form aus der Sicht von Erich Zann geschildert. Diese erzählt er einem Arzt, von dem er verlangt, ihn nach dem Bericht zu operieren. Ich selber war so gebannt, dass ich das Gefühl hatte, Zann sitzt mir gegenüber. Auch wenn der Autor den Protagonisten und andere Charaktere nicht eingehend beschreibt, wurden alle sehr gut skizziert. Fred Inks Schreibstil hat die Szenen so plastisch aufleben lassen, so dass ich alle Begebenheiten vor mir sehen konnte.
Manche Szenen sind regelrecht eklig, aber sie bleiben doch trotzdem so im Rahmen, dass das Leserhirn noch ein wenig weiter spinnen kann. Die Story kommt ohne detailreiche Beschreibungen von Gewalt aus, was ich absolut als positiv empfinde. Von Anfang bis zum Ende temporeich, konnte mich „Wurmstichig“ absolut überzeugen. Das Thema an sich ist nichts Neues, aber der Autor hat die Atmosphäre gut dargestellt und den Spannungsbogen immer auf dem richtigen Level gehalten.
Das einzige, was mich beim Lesen ein wenig angestrengt hat, waren die nicht vorhandenen Absätze in den einzelnen Kapiteln. So wirkte der Text insgesamt eher geballt.
Fred Ink sagt in seinem Vorwort, dass er sich bei einem Werken von H. P. Lovecraft „bedient“ hat. Dies kann ich leider nicht beurteilen, ich muss zugeben, von ihm – außer ein oder zwei Kurzgeschichten – nichts gelesen zu haben. Begeisterte Leser von Herrn Ink bestätigen aber einige gut eingebaute Verweise.
Kein Horror im herkömmlichen Sinne, auch gegruselt habe ich mich nicht (meist gruseln mich Tatsachen mehr als Fiktion). Aber Würmer, egal in welcher Größe, werde ich ab sofort mit anderen Augen betrachten. Und weitere Bücher von Fred Ink werde ich definitiv auch lesen.
Juli 2013
ISBN 978-148480544
ebook / Taschenbuch, 152 Seiten
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