Die Chroniken der Sphaera: Frostflamme
Vor über einem Jahr wurde Noth, der Mann ohne Erinnerung, von zwei tiellanischen Fischern vor dem Ertrinken gerettet und ließ sich in ihrem Dorf nieder. Heute findet seine Hochzeit mit Winter, einer jungen Frau aus seinem Dorf, heiraten. Doch mitten in der Zeremonie werden sie von einer Gruppe Fremder überfallen, welche die Gäste niedermetzeln und Noth entführen. Winter bleibt wie durch ein Wunder unverletzt und bricht auf – begleitet von ihrem Jugendfreund -, um den Fremden zu folgen und ihren Ehemann zu retten. Unterwegs werden sie von zwei Assassinen aufgegriffen, die sie begleiten. Scheinbar, um ihnen zu helfen, doch sie verfolgen ihre eigenen mysteriösen Ziele. Unterwegs erfährt Winter, dass sie gewisse Kräfte hat, die bei Tiellanern eigentlich gar nicht vorkommen dürften. Verstärkt werden diese mit einer Droge namens Frost. Eindringlich wird sie gewarnt, diese Droge nur selten und nur in kleinen Mengen, zu sich zu nehmen. Doch sie hört nicht auf den Rat und wird schnell abhängig. Verliert sie nun ihr Ziel, Noth zu retten, aus den Augen?
Die Geschichte spielt in einer komplexen, eigenen Welt: Sphaera. Es gibt ein Magiesystem, doch die Magie ist nur bestimmten „Kasten“ zugewiesen und existiert nur im Geheimen. Einzig die Priesterinnen der Göttin Canta, welche die herrschende Religion darstellt, bekommen übernatürliche Kräfte zugestanden – allerdings unter dem Deckmantel des göttlichen Willens. Weicht man auch nur ein wenig von den Vorgaben des Glaubens ab, kann man bereits als Ketzer angeklagt und verurteilt werden.
Recht schnell werden einem viele Charaktere vorgesetzt. Und mit ihnen verschiedene Handlungsstränge, die sich erst im Fortgang des Buches miteinander verknüpfen. So haben wir beispielsweise Winters Suche nach Noth, ihren ersten Berührungen mit Magie und Frost und ihre daraus resultierende Abhängigkeit. Als weiteren Handlungsstrang beobachten wir Noths Entführung und seine Reise in die eigene Vergangenheit. Als drittes gibt es dann noch die Geschehnisse um die Priesterin Cinzia, deren Schwester als Ketzerin gilt. Es braucht lange, bis sich diese Geschichten miteinander verknüpfen. Und das ist leider auch ein Grund, warum sich die Handlung meiner Meinung nach sehr in die Länge gezogen hat. Viele Szenen werden äußerst detailliert beschrieben, wodurch die Spannung nachlässt, da manche einfach auch viel zu nebensächlich wirken. Auch kann ich leider nicht sagen, dass mir irgendein Charakter besonders ins Auge gestochen hat. Sie hatten zwar ihre Eigenheiten, aber waren trotzdem irgendwie flach. Und leider fand ich ausgerechnet Winter von allen am unsympathischsten: Sie heiratet Noth, aber wieso? In ihrem Heimatdorf fühlt sich sie nicht zugehörig und nur aus einem Pflichtgefühl reist sie Noth hinterher. Ihre plötzlichen magischen Fähigkeiten hinterfragt sie nie und in ihrer Abhängigkeit von Frost geht sie buchstäblich über Leichen.
Was mich im Lesefluss auch gestört hat, waren die vielen unbekannten Bezeichnungen. Vieles ergab sich irgendwann aus dem Zusammenhang im Text, aber ein kurzes Glossar mit Erklärungen wäre hier hilfreich gewesen. Die Karte zur Landschaft dagegen ist mir positiv aufgefallen. Der Klappentext hat mich ziemlich neugierig gemacht. Leider konnte mich „Frostflamme“ aber nicht begeistern, so dass ich die Nachfolgebände eher nicht lesen werde. Mit einer etwas spannenderen und gestraffteren Handlung hätte es mich sicher mehr gefesselt.
Dezember 2016
Knaur, ISBN 978-3426519202
Taschenbuch, 704 Seiten
VÖ: Oktober 2016
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