Du oder ich
Stell dir vor, du lebst in einer Stadt, abgeschottet von der Welt außerhalb, die durch einen Krieg zerstört wurde. Dein Alltag besteht daraus, kämpfen zu lernen. Denn du hast einen Doppelgänger, so wie alle Menschen unter 20, die in deiner Stadt leben. Immer, wenn ein Ehepaar ein Kind möchte, werden deren Gene mit denen eines anderen Paares gemischt, so dass zwei identische Kinder geboren werden. Ab einem bestimmten Alter werden diese „aktiviert“, das heißt, sie müssen sich finden und bekämpfen, nur einer von beiden kann überleben – denn in der Stadt sollen nur die stärksten und besten Menschen leben.
West Grayer ist 15. Als ihr Bruder Luc während des Kampfes seines besten Freundes Chord mit dessen Doppelgänger ums Leben kommt, steht sie als letzte Lebende ihrer Familie allein da. Und wird kurz darauf selbst aktiviert. Chord will ihr beistehen, doch sie will ihn nicht in Gefahr bringen. Um selbst kampferprobter zu werden, schließt sie sich einer Gruppe Striker an – Auftragsmörder, die Substitute ihrer Kunden, umbringen. Doch wird ihr dieser „Job“ helfen, selbst zu überleben?
Eigentlich eine ziemlich heftige Vorstellung. Man hat einen Doppelgänger, einen Zwilling. Doch um selbst leben zu können, muss man diesen töten. Wie würde man selbst in dieser Situation reagieren? West Grayer wurde hier trotz ihres Jobs als Auftragsmörderin, immer noch menschlich dargestellt. Statt sofort nach der Aktivierung loszuziehen und ihre Substitutin zu finden, war sie auf der Flucht und hatte letztendlich Skrupel, sie zu töten. Diese Menschlichkeit zeigt sich auch, als sie einen jungen Substituten kennenlernt, der sich ebenfalls vor seinem Doppel versteckt – sehr jung und unerfahren, so dass seine Chancen zu überleben gering sind. Ihm schenkt sie zwei ihrer Messer, damit er sich besser verteidigen kann.
Trotzdem bin ich mit der Protagonistin überhaupt nicht warm geworden. Die anderen Charaktere waren nur Statisten, die meist relativ schnell ums Leben kamen oder nicht weiter erwähnt wurden, so blieben sie insgesamt eher farblos. Auch das Board, dass die Regeln der Menschen in Kersh bestimmt, wurde nicht weiter erklärt. Der Schreibstil der Autorin hat mir aber ansonsten sehr gut gefallen, knackige Sätze, keine Schnörkel und ganz ohne störende Nebensächlichkeiten. Trotz der vielen Gewalt waren die Szenen eher unblutig geschrieben – was mir sehr positiv aufgefallen ist, denn die Spannung war trotzdem da.
Stellenweise hat mich die Geschichte an „Die Tribute von Panem“ erinnert. Das Board (welches die Regeln aufstellt und das Sagen hat), die Bezirke der Stadt (jeder hat eine Funktion: Landwirtschaft, Industrie etc.), der „Hauptbezirk“, in dem die Reichen leben und zu guter Letzt die Kämpfe ums Leben.
Obwohl als Thriller deklariert, würde ich das Bucher eher den Dystopien zuordnen. Trotz kleinerer Macken hat mir das Buch gut gefallen. Das Ende hat gut gepasst und die ganze Geschichte macht definitiv nachdenklich.
Mai 2013
Knaur, ISBN: 978-3-426-65329-6
Hardcover, 336 Seiten
VÖ: April 2013
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