House of Night 1: Gezeichnet

 

Eigentlich hätte es ein ganz normaler Tag im Leben der 16jährigen Zoey Redbird sein sollen. Schule, quatschen mit der besten Freundin. Aber dann taucht der „tote Typ“ auf, ein Vampirspäher. Zoey wird gezeichnet: Mit einer saphirblauen Mondsichel auf ihrer Stirn – dem Zeichen der Vampyre. Im ersten Moment ist sie geschockt; nicht, weil es Vampyre gibt, sondern weil sie ihr altes Leben nun hinter sich lassen und ins „House of Night“, die Vampirschule, ziehen muss. Und das bedeutet auch, ihre Freunde und ihre Familie nicht mehr zu sehen. Doch vielleicht hat es auch etwas Gutes, denn von ihrem Freund Heath will sie sich eigentlich trennen, ihre beste Freundin Kayla geht ihr immer öfter auf die Nerven, mit ihrem Stiefvater versteht sie sich überhaupt nicht und das Verhältnis zu ihrer Mutter ist auch nicht mehr das einfachste. Doch es ist nicht damit getan, dass sie eine Vampyrin werden soll. Nyx, die Vampyrgöttin, hat ganze andere Pläne mit Zoey und überträgt ihr besondere Gaben.

 

Eigentlich war ich zuerst skeptisch, dass es schon wieder eine Buchreihe über Vampire gibt. Die Biss-Reihe hat mir sehr gut gefallen (bis sie verfilmt wurde, dadurch wurde sie mir ein wenig verleidet). Aber dann habe ich den ersten Band auf einem Wühltisch liegen sehen und dachte mir, ich versuche es doch mal damit. Und irgendwie hat mir das Buch dann gefallen.

 

Ja, es geht wieder mal um Vampire. Die aber zum Glück nicht glitzern. Sie haben besondere Fähigkeiten, die sich im Laufe ihrer „Laufbahn“ entwickeln. Aber auch ein wenig indianische Mystik und Wicca-Elemente haben bei House of Night Platz. So werden Rituale durchgeführt, die Elemente angerufen und es gibt eine Göttin. Ansonsten können die Vampire zwar im Tageslicht existieren, aber sie fühlen sich unwohl. Blut trinken sie schon, aber nicht direkt vom Menschen (aus Rücksichtnahme), trotzdem können sie in eine Art Blutlust oder Blutrausch verfallen. Ganz zu schweigen von der Prägung, die sich zwischen Mensch und Vampir entwickelt, wenn Letzterer von Ersterem trinkt.

 

Die Charaktere gefallen mir recht gut. Klar, die Vampire (die „Erwachsenen“ und auch die Jungvampire) sehen alle toll aus, sind intelligent und haben besondere Kräfte … einen Durchschnittstypen gibt es nicht. Dies ist zwar einerseits schade, ein paar Ecken und Kanten wären glaubwürdiger gewesen, aber es stört auch nicht wirklich. Wie an einer normalen Highschool gibt es im House of Night Cliquen, ein paar Mädels, die absolut in sind und darunter natürlich auch die Superzicke. Und auch ein Traumtyp, auf den alle Mädels stehen, darf nicht fehlen.

 

Was man auch nicht vergessen darf: Die Reihe ist eine Jugendbuch-Reihe. Das merkt man vor allem an der Sprache. Kann man als angestrengt jugendlich deklarieren und manchmal nervt dieses ewige „Oki-Doki“ (und andere Ausdrücke) ein wenig, aber darüber kann man leicht hinwegsehen.

 

Trotz Skepsis hat mich das Buch gut unterhalten, so dass ich mir den zweiten Teil zugelegt habe. Über ein paar Kleinigkeiten wie Highschool-Gezicke gepaart mit jugendlichem Hormonüberschuss kann man gut hinwegsehen. Von daher gebe ich der Reihe jetzt mal eine Chance und freue mich auf den zweiten Teil.

 

September 2015

Bastei Lübbe, ISBN 978-3-404-16519-3

Taschenbuch, 464 Seiten

VÖ: Dezember 2010

 

House of Night 2: Betrogen

 

Zoey hat sich in den vergangenen Wochen gut im House of Night eingelebt und hat mit Stevie Rae, Erin, Shaunee und Damien gute Freunde gefunden. Und auch Erik, Exfreund ihrer Rivalin Aphrodite, kommt sie immer näher. An ihre ungewöhnlichen Male – die sie als einziger Jungvampyr in diesem Maße trägt – hat sie sich ebenfalls gewöhnt. Gerade ist sie mitten in den Vorbereitungen für das anstehende Vollmondritual, als zwei Schüler ihrer alten Schule erst verschwinden und dann tot aufgefunden werden. Alles deutet darauf hin, dass sie von Vampiren getötet wurden und die Polizei stellt auch im House of Night Fragen. Als dann Zoeys Fast-Exfreund Heath verschwindet, kann sie nicht anders als zu handeln. Zum Glück haben sie ihre Prägeverbindung, so dass sie ihn aufspüren kann. Anvertrauen kann sie sich niemandem: Ihre Freunde möchte sie nicht in Gefahr bringen und Neferet, ihre Mentorin, scheint nicht die Person zu sein, als die sie gesehen werden möchte.

 

Nachdem ich ja vom ersten Teil überraschenderweise überzeugt war, war ich schon sehr gespannt auf die Fortsetzung. Und ich wurde nicht enttäuscht. Die Geschehnisse und die Handlung baut auf denen des Vorgängers auf und man kann die Entwicklung der Charaktere sehr gut miterleben.

 

Zoey hat sich mit ihrer Besonderheit abgefunden und fühlt sich nicht mehr ganz so arg wie ein Freak. Stevie Rae, ihre Zimmergenossin, hat sich schnell zu ihrer besten Freundin entwickelt und dank ihr und ihren Freunden mag sie das Leben in der Schule recht gerne. Doch nicht alles ist leicht und einfach, denn immer wieder passiert es, dass einer der Jungvampyre die Wandlung nicht übersteht und stirbt. Ihre von Nyx verliehen Affinität zu den Elementen hat sich auch auf ihre Freunde übertragen, so dass sie zusammen ein eigentlich unschlagbares Team gebildet haben.

 

Und hier kommt der für mich negative Punkt: Klar, es ist toll, eine außergewöhnliche Protagonistin zu haben, die von außergewöhnlichen Freunden unterstützt wird. Allerdings hätte mir hier besser gefallen, wenn eben nicht alle so perfekt wären. Gut, mit Aphrodite hat man die „böse“ Gegenspielerin (aber ist sie wirklich so fies?) und Neferet ist auch nur auf den ersten Blick schön und nett – aber das ist leider vorhersehbar.

 

Ansonsten war die Handlung bei „Betrogen“ etwas spannender als bei „Gezeichnet“. Da man hier die Personen und den Schulalltag bereits kennt, steht das Verschwinden der menschlichen Jugendlichen mehr im Vordergrund.  Es gibt ein paar Schwächen (die sehr einfache und manchmal etwas nervige Jugendsprache), aber trotzdem hat mich auch der zweite Teil der Reihe sehr gut unterhalten. Für mich geht die Serie weiter und den dritten Teil werde ich mir sehr zeitnah zulegen.

 

Oktober 2015

Bastei Lübbe, ISBN 978-3-404-16032-7

Taschenbuch, 512 Seiten

VÖ: Mai 2011

 

House of Night 3: Erwählt

 

Alles hätte so schön sein können im House of Night: Zoey fühlt sich wohl, zusammen mit ihren Freunden meistert sie die Aufgabe, Anführerin der Töchter der Dunkelheit zu sein und dann ist sie auch noch mit Erik, dem bestaussehendsten und beliebtesten Typen der Schule, zusammen. Doch dann zerbricht ihre Welt: Stevie Rae schafft die Wandlung zum Vampyr nicht und stirbt vor den Augen der Freunde in Zoeys Armen. Bis sie Stevie Rae einige Tage später zufällig sieht – ganz und gar nicht tot, sondern untot und ziemlich blutrünstig. Und sie ist nicht die Einzige, auch die anderen „gestorbenen“ Jungvampyre treiben sich in den Tunneln unter der Stadt. Zoey kann sich niemandem anvertrauen und muss ihre Freunde immer öfter belügen. Aber nicht nur wegen Stevie Rae, sondern auch wegen ihrer immer noch andauernden Beziehung zu Heath – die Erik natürlich so gar nicht gefällt. Als dann auch noch Loren Blake, Starpoet und Lehrer am House of Night, ihr immer eindeutigere Avancen macht und sie sich Hals über Kopf in ihn verliebt, ist das Chaos perfekt. Und da Lügen bekanntlich kurze Beine haben, steht sie am Ende völlig alleine da, denn ihre Freunde wenden sich tief enttäuscht von ihr ab. Als wäre das nicht genug, werden zwei Lehrer grausam ermordet. Alles deutet auf die Gottesfürchtigen hin und Neferet schwört Rache - sie will einen Krieg heraufbeschwören.

 

Nach den beiden ersten Teilen, die relativ geruhsam zu lesen waren, gab es im dritten Teil recht viel Handlung. Zoey hat es nicht leicht – durch den Tod ihrer besten Freundin ist sie sehr verletzbar und mitgenommen. Aber trotzdem entwickelt sie einige Charakterzüge, die sie recht unsympathisch werden lassen. Sie weiß, dass sie mit Heath Schluss machen sollte, aber schafft es durch ihre Prägung mit ihm nicht. Erik leidet darunter, lässt es sich aber nicht anmerken, sondern steht immer zu ihr, während sie ihn immer wieder vor den Kopf stößt. Die Flirts mit Loren dagegen schmeicheln ihrem Ego und sie wirft alle Vernunft über Bord.

 

Was hier ziemlich nervig ist: Sie sagt sich immer wieder, dass sie sich vorkommt wie ein Flittchen wegen der drei Kerls, aber findet immer wieder eine Ausrede, warum sie doch mit ihnen zusammen ist. Kann man zwar erwähnen, muss aber nicht immer wieder sein – einmal hätte gereicht. Und auch bei diesem Band nervt mich die Sprache stellenweise ein wenig. Ja, es ist ein Jugendbuch, aber eine etwas erwachsenere Sprache hätte nicht geschadet.

 

Trotz meiner negativen Punkte gefällt mir Reihe auch nach dem dritten Band noch gut. Mal sehen, wie sie sich weiter entwickelt.

 

November 2015

Bastei Lübbe, ISBN 978-3-404-16033-4

Taschenbuch, 448 Seiten

VÖ: August 2011

 

House of Night 4: Ungezähmt

 

Es hat geklappt: Durch ein Ritual, in dem alle Elemente freigesetzt wurden, konnte Stevie Rae ihre Menschlichkeit zurückerhalten. Der Preis: Aphrodite, die an ihrer Stelle mit einer Erdaffinität ausgestattet wurde, ist plötzlich wieder menschlich geworden. Trotzdem steht sie Zoey zur Seite, versteckt Stevie Rae und hilft ihr immer wieder. Im Gegensatz zu Zoeys Freunden, die sich noch immer von ihr fern halten. Denn die schafft es einfach nicht, ihnen die Wahrheit über Neferet, Stevie Rae und Loren zu verraten. Zum einen, weil sie sich schlecht fühlt wegen alle der Lügen, zum anderen, weil Neferets Fähigkeit, Gedanken zu lesen, viel zu gefährlich ist. Die nächste Aufregung steht bevor, als ein neuer Schüler auftaucht: James Stark. Ebenfalls ein außergewöhnlicher Jungvampyr, zu dem sich Zoey sofort hingezogen fühlt – dabei hat sie Jungs ja eigentlich abgeschworen. Als der nach nur wenigen Tagen im House of Night stirbt (ebenfalls in Zoeys Armen, wie zuvor schon Stevie Rae) hofft sie, dass er ebenfalls als Untoter zurückkommen wird. Währenddessen braut sich aber noch etwas viel Schlimmeres über der Schule zusammen: Aphrodite hat immer wieder Visionen von Zoeys Tod. Und eine schreckliche dunkle Macht sucht sich den Weg an die Oberfläche, die Krieg und Zerstörung bringen wird, wenn man sie nicht aufhält. Zoey kann alleine nicht überleben, sie braucht ihre Freunde …

 

Langsam kristallisiert sich ein wenig heraus, wer „gut“ und wer „böse“ ist. Zoey verhält sich inzwischen immer erwachsener und wirkt wieder weniger oberflächlich. Sie leidet unter der Trennung von ihren Freunden und darunter, dass sie ihnen nicht die Wahrheit über die roten Vampyre sagen kann.

 

In diesem vierten Teil bekamen auch Personen außerhalb der Schule eine größere Rolle, so beispielsweise Zoeys Grandma. Auch Aphrodite nimmt immer mehr Platz in der Handlung ein. Überhaupt Aphrodite: Im dritten Band konnte man schon merken, dass sich hinter der zickigen und hochnäsigen Fassade noch ein normaler Mensch versteckt. Immer wieder blitzt eine nette und umgängliche junge Frau hervor – und als sie sich in einen der Krieger, Darius, verliebt, wird sie richtig sympathisch. Gut gefallen hat mir auch, dass hier Rituale und alte Mythen und Sagen stimmig miteinander verknüpft wurden.

 

Negativpunkt: Nach wie vor das sprachliche Niveau. Und die vielen Wiederholungen. Wenn man einige Zeit zwischen dem Lesen der Teile vergehen lässt, sind die Rückblicke sehr praktisch – was mir sonst ja eigentlich sehr gut gefällt. Allerdings ist es anstrengend, wenn man die Reihe nacheinander liest; gefühlt die Hälfte der Bücher befassen sich mit Rückblicken und Erklärungen zu den Geschehnissen. Vielleicht wäre es hier besser gewesen, einen Anhang mit kurzen Erläuterungen zu schreiben.

 

Meiner Meinung nach der beste Teil der Reihe. Die Bände 5 – 7 liegen schon bereit und ich bin gespannt, wie es mit weitergehen wird.

 

November 2015

Fischer, ISBN 978-3-8414-2004-6

Hardcover, 544 Seiten

VÖ: November 2010

 

House of Night 5: Gejagt

 

Kalona und Neferet haben im House of Night die Herrschaft übernommen und alle – Lehrer wie Schüler – in ihren Bann gezogen. Nur Zoey und ihre Gemeinschaft können ihnen widerstehen und verstecken sich in den Kellern unter dem Benediktinerinnen-Kloster. Dank Kramisha, eine der roten Jungvampyre, die sich als Meisterpoetin entpuppt, finden sie einen Weg, wie sie Kalonas Macht brechen können. Als plötzlich Heath auftaucht und Zoey sich wegen ihm mit Erik, mit dem sie nun wieder zusammen ist, streitet, wird sie in einem unachtsamen Moment von einem Rabenspötter angegriffen und schwer verletzt. Um zu überleben, muss sie von Heath trinken – was eine erneute Prägung auslöst. Doch sie muss zurück ins House of Night, denn nur die Nähe von erwachsenen Vampyren kann sie völlig genesen lassen. Um dies zu verhindern, versucht Neferet, Zoey von Stark töten zu lassen. Doch sein Rest Menschlichkeit siegt und Neferets Plan scheitert. Nach einer halsbrecherischen Flucht aus der Schule müssen sich Zoey und ihre Gefährten dennoch Neferet und Kalona stellen – und versuchen, die beiden zu vernichten,.

 

In diesem Band dreht sich alles um Kalona und seine Vernichtung und die Story bleibt dadurch recht geradlinig. Die roten Jungvampyr fügen sich gut in die Gemeinschaft von Zoey ein, nicht zuletzt, da Stevie Rae als deren Hohepriesterin einigen Einfluss geniesst. Allerdings dreht sich das „Jungskarussell“ weiterhin um Zoey: Mit Erik kommt sie wieder zusammen – was sie einerseits freut, aber andererseits irgendwie doch nicht so toll findet. Hinzu kommt die erneute Prägung mit Heath und dann gibt es ja auch noch Stark, von dem sie hofft, dass er dem schlechten Einfluss Kalonas entfliehen kann. Überhaupt Kalona: Durch Zoeys Cherokee-Erbe trägt sie einen Teil von A-ya in sich, dem Wesen, dass von den weisen Frauen der Cherokee geschaffen wurde, Kalona zu vernichten. Sie ist hin und hergerissen von seiner Ausstrahlung, aber weiss, dass er gefährlich ist und sie sich nicht auf ihn einlassen sollt.

 

Vom Stil und dem Fortgang der Story her kam mir dieser Band – im Gegensatz zu den vorherigen – erwachsener vor. Die Zwillinge waren mit ihrem Zwillingsgetue weniger nervig als sonst, Stevie Rae hat die Verantwortung für die roten Jungvampyre und Aphrodite wandelt sich immer weiter in eine normale, nette Person. Dagegen bleibt Zoey oberflächlich und stellenweise sehr anstrengend. Jack dagegen entwickelt sich immer mehr zu meiner Lieblingsfigur der Reihe, auch wenn seine Rolle eher die einer Nebenfigur ist.

 

Völlig unlogisch finde ich aber das Verhalten von Kalona: Er ist unsterblich … aber als Zoey schwerverletzt im House of Night auftaucht, versucht er nichts, um sie zerstören. Ganz im Gegenteil, sie kann sich in Ruhe erholen und er taucht lieber in ihren Gedanken und Träumen auf, um sie auf seine Seite zu ziehen und „mit ihr zusammen zu sein“ (was ich nun bei einem uralten Unsterblichen nicht erwarten würde – es sei denn, es ist reines Wunschdenken von Zoey).

 

„Gejagt“ ist von der Geschichte her um einiges spannender und düsterer als seine Vorgänger und war nicht ganz so vorhersehbar. Von daher 4 Sterne von mir.

 

November 2015

Fischer, ISBN 978-3-8414-2005-3

Hardcover, 576 Seiten

VÖ: Februar 2011

 

House of Night 6: Versucht

 

Kalona und Neferet sind vertrieben, Stark schwer verwundet – und Zoey und ihre Gefährten am Ende ihrer Kräfte. Doch sie kommen noch immer nicht zur Ruhe. Zurück im House of Night werden sie von den meisten Schülern angefeindet, die sich nach wie vor unter Kalonas Einfluss befinden. Ausserdem gibt es weitere Verluste zu betrauern: Anastasia Lankford wurde im Kampf gegen die Rabenspötter getötet. Dank Aphrodites Visionen finden sie heraus, dass Neferet und Kalona sich mittlerweile auf San Clemente aufhalten, dem uralten Sitz aller Vampyre und sich als fleischgewordene Nyx und Erebos ausgeben. Mit Hilfe von Professor Lenobia fliegen Zoey, die Zwillinge, Damien und Jack, Aphrodite, Darius und Heath nach Italien, um dem Rat der Vampyre die Wahrheit zu erzählen. Währenddessen findet Stevie Rae einen verwundeten Rabenspötter und obwohl er sie bittet, ihn aufgrund seiner schweren Verletzungen zu töten, hält sie etwas davon ab. Sie versteckt und verarztet ihn und selbst, als sie herausfindet, dass er an Anastasias Tod Schuld ist, verrät sie ihn nicht. Zoey bemerkt, dass Stevie Rae etwas vor ihr verheimlicht, aber ihr Auftrag scheint wichtiger – aber ob sie den Hohen Rat auf ihre Seite bringen kann, steht in den Sternen.

 

Die Charaktere haben sich unterschiedlich stark entwickeln können. Damien ist der besonnenste unter den Gefährten und versucht immer, alle Optionen abzuwägen und sich vorzubereiten. Auch Stevie Rae muss in ihrer neuen Rolle als Hohepriesterin der Roten wachsen, was sie aber recht gut meistert. Stark hat sich mit einem Eid als Krieger an Zoey gebunden und versucht alles, um sie zu beschützen und mit seiner recht bodenständigen Art wird er immer sympathischer. Aphrodite wird durch Darius und ihre Beziehung zu ihm immer geerdeter und sie gefällt mir mittlerweile zusammen mit Jack am besten. Zoey selbst bleibt – trotz ihrer vielen Gaben – eher unsicher, selbstbezogen und immer kurz vor der Panik. Die Männergeschichten (von ihr Jungsgeschichten genannt) sind recht anstrengend und durch ihr Gekreise und Unentschiedenheit ziemlich nervig.

 

In diesem Band wird die Geschichte erstmals aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt: Aus Zoeys, Stevie Raes und Heath. Dies hat in meinen Augen einiges zur Spannung beigetragen, da man so oftmals die Beweggründe besser nachvollziehen konnte. Nach einem eher gemächlichen Beginn des sechsten Teils nimmt der Verlauf der Geschichte zum Ende hin immer mehr Fahrt auf und endet mit einem tragischen Verlust und einem fiesen Cliffhanger für die Leser.

 

Das Ende hat mich sehr neugierig auf den weiteren Fortgang der Geschichte gemacht. Durch die Einführung der verschiedenen Erzählperspektiven hat die Reihe meiner Meinung nach einen grossen Schritt nach vorne getan und wurde ein wenig belebt.

 

November 2015

Fischer, ISBN 978-3-841-42006-0

Hardcover, 608 Seiten

VÖ: Mai 2011

 

House of Night 7: Verbrannt

 

Nachdem Zoey ansehen musste, wie Kalona ihren Gefährten Heath tötet, zersplittert ihre Seele vor Schmerz und sie folgt ihm in die Anderwelt. Doch wenn sie nicht innerhalb von sieben Tagen zurückkehrt, wird auch sie sterben. Einzig Stark hat die Macht, Zoeys Seele zu heilen und zurückzubringen – doch muss er einen Weg finden, in die Anderwelt zu kommen, ohne selbst zu sterben. Hinweise in einem uralten Mythos führen Zoeys Freunde nach Grossbritannien auf die Isle of Skye und Stark in die Schattenwelt. Neferet will mit aller Macht verhindern, dass Zoey gerettet wird und sendet Kalonas Geist ebenfalls in die Anderwelt, wo es zu einem tödlichen Kampf zwischen Stark und Kalona kommt.

 

Währenddessen hält Stevie Rae in Tulsa als einzige verbliebene Hohepriesterin die Stellung. Bei der Beschwörung des im Mythos erwähnten weissen Stiers gerät sie in Lebensgefahr und wird erneut von Rephaim gerettet – und ist fortan durch einen Eid an ihn gebunden. Dallas, der Stevie Rae liebt und verehrt, kann die Verbindung seiner Freundin zu dem Rabenspötter nicht verkraften und versucht, beide zu töten.

 

Im siebten Band der Reihe spielt Zoey erstmals nur eine Nebenrolle. Immer wieder erlebt man die Szenen in der Anderwelt mit und beobachtet, wie sich Zoeys Seele immer weiter auflöst. Dadurch gewinnen mache der anderen Charaktere, die nach wie vor eher Nebenrollen spielen, immer mehr an Bedeutung und Tiefe. Die interessanteste Entwicklung durchlebt meiner Meinung nach immer noch Aphrodite: Von der Superzicke der ersten Bände ist nichts mehr übrig geblieben, sie wird immer stärker und liebenswerter und entwickelt sich zu einer loyalen Freundin – nicht zuletzt durch die Liebe zu Darius. Auch Damien gefällt mir immer noch sehr gut, er hat sein Herz am rechten Fleck und bleibt immer besonnen, auch im grössten Durcheinander. Stevie Rae dagegen hat sich in diesem Band als ähnliche Nervensäge wie Zoey entwickelt. Eigentlich ist sie mit Dallas zusammen, aber die Gefühle zu Rephaim werden stärker und nun steht auch sie zwischen mehreren Jungs … Deja vu? Jawohl – diese Dreiecksgeschichte kennt man schon von Zoey.

 

Durch die „neuen“ Protagonisten hat die Reihe einen neuen Kick bekommen. Auch die unterschiedlichen Erzählperspektiven, die ja erstmals im 6. Teil eingeführt wurden, tragen zu grösserer Spannung bei.

 

Obwohl ich die Reihe prinzipiell gerne mag, störe ich mich immer mehr an der Erzählweise. Eigentlich sollten sich aufgrund der Ereignisse die Charaktere endlich weiter entwickeln, aber die Autorinnen bleiben ihrem Stil bei, ihnen oftmals eher unerklärliche Verhaltensweisen zuzuschreiben. Auch die gewollte jugendliche Sprache nervt mich immer mehr. Bestes Beispiel: Kalona ist unsterblich und mächtig – und wird doch dauernd als Rephaims „Daddy“ bezeichnet … Auch das andauernde „easy peasy“ und andere umgangsprachliche Ausdrücke hätte man sich gut sparen können.

 

Zoey in diesem Band mal nur eine Nebenrolle zu geben, war eine sehr gute Idee der Autorinnen. Mal sehen, ob sie diesem neuen Stil nun treu bleiben und auch die anderen Charaktere mehr in den Vordergrund holen.

 

Dezember 2015

Fischer, ISBN 978-3-841-42007-7

Hardcover, 608 Seiten

VÖ: August 2011